Düsseldorf Paul McCartney in concert: Auf Zeitreise mit einer lebenden Legende

Der Ex-Beatle feierte zum Deutschland-Auftakt seiner „One On One“-Welttour in Düsseldorf eine große Party. Mit dem Publikum flirtete er viel auf Deutsch.

Begeisterte das Publikum - Beatles-Ikone Paul McCartney.

Foto: David Young

Düsseldorf. Hier kommt jetzt gleich eine Legende auf die Bühne. Das wissen die rund 27.000 Zuschauer in der Düsseldorfer Arena an diesem Samstagabend zwar auch so schon. Denn das Publikum, zu einem Großteil in der Altersgruppe 50 plus, will zurückreisen in die eigene Vergangenheit, die schon vor Konzertbeginn auf den Riesenleinwänden in Bildern vorbeigleitet:

Die Queen - wie jung sie da war! - John F. Kennedy, die Mondlandung und immer wieder die Pilzköpfe von damals, die Beatles. Einer ist immer noch da, das sollen die Bilder wohl sagen. Und dann kommt er auch schon auf die Bühne: Paul McCartney - Jeans, rosa Hemd, weinrotes Samtsakko, schlank und mindestens 15 Jahre jünger aussehend als seine tatsächlichen 73 Jahre. Und ohne sichtbare Ermüdungserscheinungen in den nächsten gut zweieinhalb Stunden.

Say Helau again - Paul McCartney nach 44 Jahren wieder in Düsseldorf
26 Bilder

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Es dauert ein wenig, bis er und seine Band das große Publikum in der an diesem Abend überdachten Arena ganz gefesselt haben. Erst ab etwa der zweiten Hälfte des Konzerts wogen die Massen in dem überflüssigerweise bestuhlten Innenraum der Arena. Dass McCartney BHs entgegenflogen, ist Jahrzehnte her. Und auf schrille Schreie reagiert der Superstar heute damit, dass er ähnlich schrill ins Publikum zurückruft. Der Brite spricht oft Deutsch zwischen den einzelnen Stücken, das habe er schließlich in der Schule gelernt, sagt er.

Viel Überflüssiges freilich, wie das von ihm nun vorgetragene Gedicht von „Jacko, der Rabe war der frechste von allen Vögeln, die ich je gesehen habe.“ Was soll das?, bezweifelt McCartney den damaligen Lehrplan und kommt auf die viel nützlicheren Dinge, die er in seiner Hamburger Zeit mit den Beatles gebraucht habe: „Zwei Frikadellen bitte, Spiegelei auf Toast, Gemüseplatte“. Natürlich spricht er das wie „Gemuseplatte“ aus.

Sehr zur Freude der Zuhörer ist neben ein paar neueren Stücken und ein paar Liedern der alten McCartney-Gruppe „Wings“ (ganz wunderbar dabei das Medley „Band on the Run“) der größte Teil der etwa 40 Stücke langen Playlist aus dem Repertoire der Beatles. Da steht er mit seiner Band vor dem Bild einer alten Scheune, die von Lied zu Lied die Farben wechselt und an einen großen Adventskalender erinnert.

Und immer wieder geht ein Türchen mit Erinnerungen auf: „Eleanor Rigby“, „Fool on the Hill“, „We can work it out“… Einige Stücke widmet er ausdrücklich seinen alten Weggefährten, den verstorbenen John Lennon und George Harrison. Als er an „meinen Kumpel John“ erinnert, steht er allein, ohne seine Bandmitglieder, auf einer aus der Bühne hochgefahrenen Empore, dazu sieht man das Video eines riesigen Wasserfalls.

Und George dankt er später „für das wunderschöne Lied, das du geschrieben hast und das nun auch wirklich alle in der Arena bitte mitsingen sollen.“ Als McCartney es auf der Ukulele anstimmt, sind auch sofort alle 27.000 dabei - beim "something“. Für seine Frau Nancy, die er im Publikum grüßt, singt er ein Liebeslied „My Valentine“, „das ich für meinen Schatz geschrieben habe“, wie er dem Publikum auf Deutsch erklärt.

Aber der ältere Herr, der zwischen E-Gitarre, Bass, Akustik-Gitarre und Piano wechselt und die Gitarre auch schon mal wie einen Pokal nach einem Cupfinale über den Kopf hebt, kann auch immer noch Hard Rock.Und wie. Da sind auf einmal Geräusche zu hören, als steuere ein Flugzeug vom benachbarten Flughafen die Arena an, doch das ist nur die Intro zum lärmigen „Back in the USSR“. Hier kommt McCartney auf einen Auftritt in Moskau zu sprechen. Da habe ihm mal ein Regierungsmitglied hinter der Bühne versichert, dass es seine Englischkenntnisse aus Beatles-Liedern habe.

Noch lauter, nein ohrenbetäubend, wird es bei „Live and let Die“, dem Titelstück, das McCartney für den gleichnamigen James-Bond-Film schrieb. In einer bombastischen Show mit Feuerfontänen und einem auf einer Leinwand explodierenden Westminster Palace vergeht den Zuschauern fast Hören und Sehen.

Doch dann wird es noch mal rührig, als schließlich auch das große „Yesterday“ dran ist. Und „Hey Jude“, bei dem wieder alle mitsingen. Nach den Zugabe-Rufen, denen er - eine Deutschlandfahne schwenkend - nach ein paar Minuten nachkommt, bittet McCartney zwei Damen auf die Bühne, die ihm im Zuschauerraum wegen zweier großer Plakate aufgefallen sind. Auf dem einen ein Gemälde, auf dem anderen der in englischer Sprache geschriebene Satz: „Meine Tochter ist zu jung für ein Tattoo, darum schreib bitte ein Autogramm auf ihr Gemälde.“

Nun stehen Mathilda und ihre Mutter auf der Bühne. Nachdem Paul unterschrieben hat, nimmt er die beiden noch in die Arme. Umarmt von einer lebenden Legende. Das ist wohl wirklich besser als jedes Tattoo. Nach ein paar weiteren Stücken verschwinden Sir Paul und seine Band, wie es sich für eine Legende gehört: Hinter Feuerwerk, Rauch, goldenem Konfetti. Für die Zuschauer geht eine wunderbare Zeitreise zu Ende. Yesterday...