Konzert „Weltenbrand“ Konstantin Wecker begeistert in der Wuppertaler Stadthalle: „Nur dafür lasst uns leben“
Weltenbrand hat Konstantin Wecker seine aktuelle CD und Tournee überschrieben, die ihn am Sonntag auch in die Wuppertaler Stadthalle führte. Das Publikum im vollbesetzten Saal hielt es nicht auf den Stühlen.
Er ist ein Weltverbesserer und ein begnadeter Musiker. Seit gut 40 Jahren steht Konstantin Wecker auf der Bühne, singt gegen Faschismus, Krieg, Unfreiheit und Nationalismus an. Der 72-Jährige sieht heute gefährliche Parallelen zu den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts, als die freie Gesellschaft zerstört wurde, die Nationalsozialisten an die Macht kamen. „Weltenbrand“ hat er deshalb aktuelle CD und Tournee überschrieben, die ihn am Sonntag auch in die Wuppertaler Stadthalle führte. Das Publikum im vollbesetzten Saal hielt es nicht auf den Stühlen.
Wer Botschaften musikalisch an Mann/Frau bringen will, muss sich etwas einfallen lassen. Der Liedermacher Wecker setzt auf Verstärkung, bringt die Cellistin Fanny Kammerlander, den Gitarristen Severin Trogbacher und zehn Musiker der Bayerischen Philharmonie mit. Die setzen unter Leitung von Mark Mast die Arrangements um, die Weckers langjähriger Freund Jo Barnikel für seine Lieder gestrickt hat, selbst am Klavier mitwirkt. Es entsteht ein einfühlsames und immer wieder symphonisches Klangerlebnis.
Die Musiker ziehen alle Register, umwerben mal laut mal leise, mal enervierend, mal schwelgerisch die Ohren. Das neue Gewand der Lieder hat Jazz-, Rock- oder folkloristische Elemente macht, offen zugegebene, Anleihen bei Beethoven oder Lou Reed. Dazu Weckers bekannte, unvermindert kraftvolle Stimme – Pendant seiner virtuosen Sprachgewalt. Jeder Musiker erhält seinen Solopart, den auch Wecker sichtlich genießt. Und da auf der Bühne acht Nationalitäten versammelt sind, steht das Orchester auch für seinen Traum der grenzenlosen, vereinten Welt.
Ein Auftritt wie ein Bild und eine Theaterinszenierung
Wecker wäre nicht Wecker, wenn er seine Ängste und Befürchtungen nicht mit der Liebe zu den Menschen und der Welt verbinden würde. Den Rahmen seines gut zweieinhalbstündigen Auftritts, der an ein opulentes Bild, eine mitreißende Theaterinszenierung erinnert, bildet sein Lied „Nur dafür lasst uns leben“. Dazwischen viele bekannte Songs gegen die Zerstörung der Welt, gegen Kapitalismus und Ignoranz. Und aktuelle Bezüge zu Greta Thunbergs Kampf gegen den Klimawandel, zu Gewalt und Fremdenhass. Der Liedermacher verknüpft sie mit dem Aufruf zu Widerstand, er bietet Trost und unbeirrbare Lebensbejahung. Da ist es nur ein kurzer Schritt zu seinen Liebesliedern, Liedern an seine Kinder, seinen Filmmusiken und Gedichtvertonungen – allen voran Rilke, Brecht und Goethe –, in denen er seine lyrische Seite auslebt. Am Ende singt der Saal gemeinsam gegen Hass und für Zärtlichkeit.