Zwischen Widerstand und Pathos
Wikileaks-Gründer Julian Assange und drei Mitstreiter warnen in einem gemeinsamen Buch vor dem Internet und Totalitarismus.
Berlin. Aktivisten wie der Wikileaks-Gründer Julian Assange leben im Netz, schwärmen gern von seiner Veränderungskraft. Doch in einem Gesprächsband von Assange mit drei Gleichgesinnten, unter ihnen Andy Müller-Maguhn vom Chaos Computer Club (CCC), heißt es düster: „Das Internet ist eine Bedrohung der menschlichen Zivilisation“.
In der Einleitung zu „Cypherpunks. Unsere Freiheit und die Zukunft des Internets“ zeichnet Assange, der aus Angst vor Strafverfolgung seit einem Jahr in der ecuadorianischen Botschaft in London lebt, ein düsteres Szenario, beschreibt den Überwachungsstaat in pathetischer Weise als Feind: „Wir haben ihm ins Auge geblickt.“
Eigentlich sei das Netz ja ein großartiges Mittel für Freiheit und Emanzipation. Diese platonische Idee werde aber jetzt beschmutzt. Die Welt schlittere „in einen postmodernen Überwachungsalptraum“.
Als Gegenmittel sieht er die Verschlüsselung der eigenen Daten und der Kommunikation im Netz. „Unsere Waffe gegen die Überwachung: Datenverschlüsselung für alle. Freiheit im Internet ist machbar.“ Kryptographie sei die höchste Form des gewaltlosen Widerstands.
Der Stil der „Cypherpunks“ erinnert an die „Unabhängigkeitserklärung des Cyberspace“, die John Perry Barlow 1996 ins Netz gestellt hat. Der einstige Songtexter der Band Grateful Dead fordert darin von den Staaten, sich rauszuhalten aus dem Internet.
Das Buch dokumentiert eine Gesprächsrunde mit Assange, Müller-Maguhn, Jacob Appelbaum und Jérémie Zimmerman. Die vier trafen sich in einem Haus bei London, wo Assange unter Hausarrest stand. dpa