Schnulzenkönig mit Kultfaktor: Barry Manilow wird 70

New York (dpa) - Blendendes Dauergrinsen, gebräunter Teint, weiße Anzüge und Songs mit Schmachtgarantie: Barry Manilow ist der König der Schnulzen. Ob „Mandy“, „Copacabana“ oder „Can't Smile Without You“, ob Dorfdisco oder angesagter Club - der US-Sänger und seine Songs sind allgegenwärtig und gelten, auch wenn nicht jeder es gerne zugibt, als Kult.

Sogar Frank Sinatra höchstpersönlich soll Manilow als seinen einzigen würdigen Nachfolger bezeichnet haben. Am Montag (17. Juni) wird der Schmusesänger nun 70 Jahre alt - und ist immer noch mitten auf seiner Mission, das wahre Songschreiben zu retten.

„Es ist sehr traurig, heutzutage Pop-Radio zu hören, weil das Schreiben von Melodien und Texten einfach nicht mehr beherrscht wird“, beschwerte sich Manilow jüngst in einem Interview des US-Radiosenders NPR.

„Der Klang der Songs heute ist unwiderstehlich, aber die Kunst des Songschreibens ist einfach vorbei.“ Sich selbst nimmt der nicht gerade unbescheidene Schnulzenkönig dabei natürlich aus. „Das ist der Unterschied zwischen dem, was ich mache, und dem, was viele andere Leute machen: Ich erzähle die Geschichte im Text. Einfach die Augen zumachen und zeigen, wie viele Noten man singen kann - da fühlt niemand etwas. Aber wenn du eine Geschichte erzählst, dann kannst du mit deinen Zuschauern eine Verbindung aufbauen.“

Manilow weiß, wovon er spricht: Mehr als 50 Millionen Platten hat er verkauft, Hunderte von Songs geschrieben und sich im Fernsehen, auf der Leinwand, auf der Bühne und bei Mega-Tourneen weltweit einen Namen gemacht. Songs wie „It's A Miracle“, „Could It Be Magic“ und „I Write The Songs“ wurden zu Welthits und Evergreens. Nebenbei gewann er einen Grammy, einen Emmy und einen Tony - sogar für einen Oscar war er nominiert. 1977 platzierte Manilow gleichzeitig fünf Alben in den Charts, das hatten vor ihm nur Frank Sinatra und Johnny Mathis geschafft.

Und das, obwohl Manilow von den Kritikern anfangs verrissen wurde. Seine Lieder klängen nach Fahrstuhlmusik, seine Texte seien „gnadenlos dumm“, schrieb das Fachblatt „Rolling Stone“. Aber seinen Fans war und ist das egal - und auch Karaoke-Liebhaber weltweit entscheiden sich immer wieder gerne für einen Manilow-Schmachthit.

Geboren wurde der Sänger als Barry Alan Pincus im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Mit sieben Jahren begann er Akkordeon und Piano zu spielen und wurde dann bald am New York College of Music und der renommierten Julliard School aufgenommen. 1972 lernte er Bette Midler kennen - angeblich in der Sauna. Er wurde zu ihrem Klavierbegleiter und produzierte ihr Album „The Divine Miss M.“, für das sie einen Grammy gewann.

Kurz darauf startete Manilow selber durch, veröffentliche Platte auf Platte, schrieb auch Musicals und sogar Jazz- und Big-Band-Albums. „Ich liebe einfach Musik. Ich liebe jede Chance, die ich bekomme, Musik zu machen. Die Menschen fragen mich, was ich mache, um mich auszuruhen, aber ich bin langweilig, ich gehe einfach in mein Studio und schreibe etwas.“

Da mussten dann irgendwann selbst die schärfsten Kritiker einlenken. „Barry Manilow ist ein Mega-Star geworden, eine Legende, ein Gigant unter den Entertainern. Er ist unbestritten der Showman unserer Generation, ein Mann mit traumhaft sicherem Gespür für große Bühnen-Gesten und eingängige Pop-Rhythmen“, schrieb schließlich der „Rolling Stone“.

Auch an seinem 70. Geburtstag ist Manilow auf - wie eigentlich fast immer - ausverkaufter Konzerttournee. Seine Auftritte seien großartig, lobte zuletzt selbst der sonst so kritisch-intellektuelle „New Yorker“. „Die Fans lieben Manilow und er liebt sich auch selbst. Er muss nichts beweisen und das ist sehr entspannend. Er ist keine zickige Diva, die nur ihre neuen Sachen spielen will.“