Ludwigsburgs Basketballer vor ungewisser Zukunft

Ludwigsburg (dpa) - Die Arena ist voll, das Fernsehen kommt - doch von Vorfreude ist bei den Ludwigsburger Basketballern vor dem Heimspiel gegen Bayern München nur wenig zu spüren.

„Vorfreude würde ja suggerieren, dass es für uns um nichts geht und wir locker reingehen können“, machte der Vorsitzende Alexander Reil vor der Partie am Samstag deutlich. „Und das ist nun mal überhaupt nicht der Fall.“ Vielmehr stehen die Ludwigsburger als Vorletzter der Bundesliga mächtig unter Druck und sind zum Siegen verdammt. Egal ob der Gegner nun Hagen, Tübingen oder eben Bayern München heißt.

Spätestens seit der Last-Second-Niederlage im Duell bei den ebenfalls abstiegsbedrohten Gießenern nimmt das Schreckensszenario Abstieg bei den Schwaben beängstigend realistische Gestalt an. „Ob es die schwerste Situation ist, seitdem ich in der Verantwortung stehe? Das kann ich nicht sagen, weil man Situationen nicht miteinander vergleichen kann. Aber auf jeden Fall ist die Lage nicht einfach“, gesteht Reil.

Zur sportlichen Misere gesellt sich beim Tabellenvorletzten die Sorge nach dem wirtschaftlichen Überleben. Nachdem der Haupt- und Namenssponsor EnBW seinen Rückzug zum Saisonende angekündigt hat, steht hinter der Zukunft des Clubs ein dickes Fragezeichen. Die Unterstützung durch den Energieversorger machte rund ein Fünftel des Gesamtetats in Höhe von rund 2,8 Millionen Euro aus. Umso härter traf den Verein der Entschluss des Groß-Geldgebers, der mit seinem Rückzug wohl auch darauf reagierte, dass die Stadt die bislang von der EnBW betriebenen Stromnetze an die Stadtwerke vergab.

Reil kämpft seit Wochen darum, das Loch zu stopfen. „Wir sind ständig in Gesprächen“, sagte der Vorsitzende. Um die wirtschaftliche Existenz macht er sich dennoch keine Sorgen. „Wir werden ein Budget auf die Beine stellen, mit dem wir wettbewerbsfähig sind“, prognostizierte Reil. Doch all seine Mühen wären umsonst, wenn sportlich die Liga nicht gehalten wird. „Das ist es, worum es in den verbleibenden neun Spielen geht.“

Dass die Ludwigsburger, in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag am Einzug in die Playoffs gescheitert, überhaupt in diese dramatische Lage gekommen sind, überrascht viele. Vor der Spielzeit setzten die Schwaben auf Kontinuität und hielten neben Trainer Markus Jochum auch das Gerüst der Mannschaft beisammen. Doch irgendwie stimmte von Beginn an die Chemie im Team nicht, die im Vorjahr noch als großes Geheimnis des Erfolges gegolten hatte. „Wir haben viele starke Individualisten, aber es leider nicht geschafft, eine Einheit zu formen“, nennt Reil Gründe für die Talfahrt.

Die Hoffnungen im Kampf um den Klassenverbleib ruhen nun zum einen auf Trainer Steven Key. Der Jochum-Nachfolger bestand schon in der vergangenen Saison mit den LTi Gießen 46ers einen nervenaufreibenden Abstiegskrimi. Zudem soll College-Boy Matt Howard der X-Faktor im Endspurt sein. Der Amerikaner führte die Butler University zweimal in Serie ins Finale um die College-Meisterschaft, nun soll er in Ludwigsburg den Absturz verhindern. „Wir müssen eine Serie starten“, forderte der Forward. Am besten schon gegen die großen Bayern.