Notdienstpraxis Ärzteverbände sind gefordert
Zahl der Notdienstpraxen im Rheinland soll sinken
Als die Vertreterversammlung der Kassenärzte im Februar den Beschluss fasste, die Zahl der Notdienstpraxen im Rheinland um ein Drittel zu senken, war das Geschrei groß. Von unzumutbar langen Wegen und Wartezeiten für die Patienten war die Rede. Vor allem im ländlichen Raum sei die geplante Reform nicht hinnehmbar, hieß es. Inzwischen ist wieder Ruhe eingekehrt. Welche Praxen für Notdienste außerhalb der Sprechzeiten künftig geschlossen bleiben, muss noch verhandelt werden. Klar ist aber schon jetzt: Die ärztliche Versorgung der Menschen wird auch abends und am Wochenende nicht zusammenbrechen.
Aus Sicht des Patienten stellt sich allerdings die Frage, wo er sich im Notfall behandeln lässt. Ambulante Notfallpraxis oder Krankenhaus? Richtig ist, dass die Fallzahl in den Notaufnahmen der Kliniken mit der Reform steigen dürfte. Und das würde die Kosten in die Höhe treiben. Denn die medizinische Infrastruktur, die ein Krankenhaus für jeden Patienten, der die Notaufnahme betritt, vorhalten muss, ist erheblich größer als die einer Arztpraxis. Hinzu kommt die Mehrbelastung der Klinikärzte, die sich dann zunehmend um die Versorgung ambulanter Notfälle kümmern müssten. Hier schwelt ein Streit zwischen niedergelassenen Medizinern und den Ärzten im Krankenhaus.
Noch hält sich die Politik bei dieser Auseinandersetzung bedeckt und verweist auf die ärztliche Selbstverwaltung. Dass die Ärzteverbände das Problem in Eigenregie lösen, ist aber zweifelhaft. Es geht um Grundsätzliches: In den kommenden 15 Jahren werden allein im Rheinland 5000 Hausarztpraxen aus Altersgründen aufgegeben. Vor allem in ländlichen Regionen fehlt der Nachwuchs. Insofern ist es richtig, die Mediziner dort durch die geplante Reform von Notdiensten zu entlasten.
Aber die Ärzteverbände müssen noch mehr tun und eine bessere Verteilung der Mediziner gewährleisten. Es kann nicht sein, dass die Überversorgung in den Großstädten festgeschrieben wird, weil Ärzte ihre Praxen einfach weiterreichen. Hier muss die Selbstverwaltung eingreifen. Nur dann wird es auf Dauer gelingen, dass Patienten überall in zumutbarer Zeit einen Arzt erreichen können — auch und gerade in Notfällen.