Altenpflege: Der Staat allein kann es nicht richten

Die Altenpflege in Deutschland ist noch nicht zukunftsfähig

Deutschland hat ein vorbildliches Sozialsystem. Wenn auch nicht alles Gold ist, was glänzt, kann im Prinzip jeder Bürger sicher sein, dass er in der Not nicht ins Bodenlose fällt. Das ist sonst in kaum einem anderen Land der Erde so. Aber Deutschland ist drauf und dran, diesen Nimbus zu verlieren. Die Sozialsysteme drohen zu bersten. Der Generationenvertrag könnte platzen, weil zu wenige Junge immer mehr Alten gegenüberstehen. Wie die Rente im heutigen System in 20, 30 Jahren bezahlt werden soll, ist derzeit noch ein Rätsel. Gleichzeitig nimmt ein anderes Problem bedrohliche Ausmaße an. Mit der steigenden Lebenserwartung wächst auch die Zahl jener Menschen, die im Alter auf fremde Hilfe angewiesen ist, sei es zu Hause oder in einem Seniorenheim. 2030, also in nur noch 17 Jahren, brauchen gut 3,3 Millionen Frauen und Männer Hilfe, um ihren Alltag bewältigen zu können. Doch schon heute ist absehbar, dass viele dazu weder das Geld haben, noch dass es genügend Personal geben wird.

Aus kaum nachvollziehbaren Gründen ist Altenpflege in Deutschland ein Luxusgut. Sowohl für Altenheime als auch für die Pflege zu Hause kommen in Deutschland monatliche Kosten auf die Bedürftigen zu, von denen in anderen Ländern ganze Familien leben. Das Verwunderliche dabei ist, dass Pflegekräfte eindeutig nicht zu den Spitzenverdienern in Deutschland gehören. Gleichzeitig sind aber Milliarden von Euro in dem System, das unter anderem aus der Pflegeversicherung gespeist wird.

Aus diesem Grund beantwortet sich die Frage danach, ob der Staat mehr investieren muss, mit einem eindeutigen Nein. Er ist vielmehr gehalten, ein System zu schaffen, das sich erstens ohne Subventionen aus Steuermitteln trägt und zweitens eine Grundpflege gewährleistet, die es auch Durchschnittsverdienern erlaubt, einen würdigen Lebensabend zu verbringen, ohne dass sie Haus und Hof dafür versetzen müssen. Mit der gesetzlichen Pflegeversicherung hat der Staat ein erstes richtiges Zeichen gesetzt.

Aber das reicht nicht aus. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, braucht das Pflegesystem in Deutschland drei Dinge: mehr private Vorsorge, mehr Transparenz bei Kosten und Leistungen sowie mehr Wettbewerb.