Meinung Angriff auf die Telekom
Vodafone und die Telekom sind erbitterte Gegner. Beide haben den deutschen Markt für Mobilfunk mit jeweils mehr als 30 Millionen Handy-Kunden fest im Griff. Und beide verfolgen das Ziel, schnelles Internet unter die Leute zu bringen.
Bisher hatte die Telekom dabei die Nase vorne. Das könnte sich jetzt ändern, wenn es mit dem Zusammenschluss von Vodafone und Unitymedia klappt. Der neue Gigant würde über 25 Millionen bis in die Wohnungen verlegte Kabelanschlüsse verfügen. Die taugen nicht nur zum Fernsehen, sondern auch zum Telefonieren und Surfen. Beim Internet sind die Breitbandkabel schneller als die meisten Anschlüsse der Telekom, die zumindest auf den letzten Metern ins Haus aus älteren Kupferkabeln bestehen.
Vodafone bläst zum Angriff auf die Telekom. Bis zum Jahr 2022 wollen die Briten ihr Netz derart aufrüsten, dass Internetkunden sogar pro Sekunde im Gigabit-Bereich Daten herunterladen könnten — und zwar bundesweit. Telekom-Chef Tim Höttges reagiert empört. Das Vorhaben sei „wettbewerbsverzerrend“. Er werde „persönlich dafür kämpfen“, dass sein Unternehmen nicht benachteiligt werde. Der Ärger ist verständlich: Die Telekom muss viele Milliarden Euro investieren, um mit Glasfaserkabel in den Gigabit-Bereich vorstoßen zu können. Das dauert viele Jahre und lohnt sich längst nicht überall.
Hilfreich wäre es, wenn die Kartellbehörden die Fusion von Vodafone und Unitymedia nicht einfach durchwinken würden. Sie könnten den neuen Breitband-Monopolisten zwingen, seine Netze für andere Anbieter wie etwa 1&1 zu öffnen. Bisher muss nur die Telekom dies tun. Dies würde den Wettbewerb beleben und den Verbrauchern niedrigere Preise bescheren. Deutsche Mobilfunk- und Internetkunden zahlen im europäischen Vergleich ungewöhnlich hohe Gebühren. Unabhängig davon ist die Politik in der Pflicht, dort für schnelles Internet zu sorgen, wo der Markt das mangels Profit nicht leistet.