Meinung Anschlag von Kabul: Die Bombe ändert noch nichts
Die Anerkennungsquote für afghanische Asylbewerber liegt unter 50 Prozent. Aus gutem Grund. In dem Land herrscht zwar ein Bürgerkrieg. Aber längst nicht überall. So wie es die Taliban und ihre Anschläge gibt, gibt es auch eine halbwegs funktionierende Regierung und eine breite Zivilgesellschaft, die mit den Steinzeitislamisten nichts zu tun haben will.
Für sie gibt es massive militärische und materielle Unterstützung des Westens. Noch ist Afghanistan nicht aufgegeben, noch hält das Ringen um die Zukunft dieses Landes an. Daran ändert eine Bombe in Kabul nichts, wie massiv sie auch war.
Deshalb müssen die Abschiebeflüge fortgesetzt werden, sobald sie vor Ort wieder organisiert werden können. Auch als Signal, dass die Flucht nach Deutschland kein Ausweg aus der afghanischen Misere ist. Und als Klarstellung, dass das Recht gilt: Wer nach intensiver, individueller Prüfung weder politisches Asyl bekommt, noch eine Duldung als Kriegsflüchtling, muss in sein Herkunftsland zurückkehren. Das mag im Fall Afghanistan hart erscheinen. Aber alle, die von dort nach Deutschland kamen, wussten, worauf sie sich einließen.
Hinzu kommt: Ein Großteil der Flüchtlinge könnte auch in Nachbarländern wie Iran unterkommen, ja müsste es. Zum Beispiel viele der schiitischen Hazara, die tatsächlich in Afghanistan in vielen Gegenden unterdrückt werden. In Wahrheit sind viele der Asylbewerber Wirtschaftsflüchtlinge. Deutschland kann aber nicht auch noch Menschen aus einer so weit entfernten Konfliktregion in Massen aufnehmen. Das gilt für Afghanistan genauso wie für Nigeria. Eine generelle Ausnahme sollten nur jene bilden, die etwa als Dolmetscher den Deutschen geholfen haben und jetzt bedroht werden. Ihnen sollte viel mehr Dank und Hilfe als bisher zuteil werden.