Ausbau der Windkraft: Der Drahtseilakt des Johannes Remmel
Der Ausbau der Windkraft und die Sorgen der Bevölkerung.
Langsam wird deutlich, wie ambitioniert das Ziel der Landesregierung tatsächlich ist, die Stromerzeugung im Energieland NRW umzubauen. Bis zu 3000 neue Windkrafträder könnten bis 2020 aufgestellt werden, ein weiterer Ausbau danach ist sehr wahrscheinlich.
Dass Umweltminister Johannes Remmel gerade bei der Windenergie Tempo macht, ist durchaus schlüssig. Sie ist die effizienteste erneuerbare Energiequelle und könnte bald ohne Förderung auskommen.
Zudem lässt sich die Stromproduktion schon allein durch die Modernisierung bestehender Anlagen stark erhöhen. Und auch die Wirtschaft in der Region profitiert. Dennoch geht Remmel, nicht nur wegen des bisher ungelösten Problems der Stromspeicherung, mit diesem Vorgehen große Risiken ein.
Windkraft ist ein emotional besetztes Thema. Nicht nur Menschen, die in der Nähe der Anlagen wohnen, fühlen sich oft gestört. Auch andere beklagen vielfach die Folgen des Ausbaus für das Landschaftsbild.
Die Politik kann diese Sorgen nicht einfach beiseite schieben. Denn ohne die Akzeptanz der Menschen wird die Energiewende nicht gelingen — und Rot-Grün müsste mit dem Unmut der Wähler rechnen. Ob Remmels Plan, vor allem auf die Modernisierung alter Anlagen zu setzen, zur Entschärfung beiträgt, ist ungewiss. Denn Modernisierung bedeutet oft auch Vergrößerung der Anlage.
Richtig ist aber in jedem Fall, dass er die Planungshoheit der Kommunen betont. So unangenehm die Aufgabe für manche Kommune auch ist — in der Diskussion vor Ort können Entscheidungen über Windkraft-Standorte am ehesten so gefällt werden, dass sie von einer großen Mehrheit getragen werden.
Remmel setzt allerdings auch die eigene Landesregierung beim Thema Stromspeicher und -netze unter Druck. Denn Windenergie ist nur effizient, wenn diese ähnlich schnell ausgebaut werden. Hier besteht bundesweit noch Nachholbedarf. Es ist daher fraglich, ob das Ausbautempo dafür nicht zu hoch angesetzt ist.
Ob der Drahtseilakt des Umweltministers gelingt, wird sich erst in einigen Jahren zeigen. Morgen könnte es schon ersten Widerstand geben. Dann will sich Kanzlerin Merkel nämlich mit den Ländern auf Ausbauziele beim Ökostrom einigen. Remmel will keinesfalls Abstriche machen.