Optimistische Deutsche lassen sich nicht verunsichern
Die wahren Wirtschaftsweisen
Das überraschende Ergebnis einer Studie zeigt, dass die Mehrheit der Deutschen ihre materielle Situation positiv einschätzt — satte 57 Prozent tun das.
Das klingt sogar sensationell, wenn man bedenkt, dass sich dieser Wert innerhalb von vier Jahren um elf Prozentpunkte gesteigert hat. Die Menschen in Deutschland sind also unglaublich optimistisch, obwohl sie täglich Hiobsbotschaften zur Euro-Krise empfangen, die bis zu Untergangsszenarien reichen.
Zudem jonglieren Interessengruppen und vor allem die politische Opposition gerne mit Horrorzahlen, die die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung beweisen sollen. Das ist nicht nützlich, aber, vor allem wenn Wahlen bevorstehen, leider parteiübergreifend üblich.
Wobei es trotz der guten Stimmung eine Kehrseite gibt. In wirtschaftlich schwächeren Staaten als Deutschland besteht weniger Grund für Optimismus. Und auch bei uns müssen Menschen ums wirtschaftliche Überleben kämpfen.
Auch wenn die meisten dank funktionierender Sozialsysteme aufgefangen werden, ist das in jedem Einzelfall bitter. Doch hier gibt es in der Studie ebenfalls bemerkenswert positive Signale: Während vor vier Jahren 30 Prozent eine Verschlechterung ihrer Situation erwarteten, sind es heute nur noch 16 Prozent.
Die meisten Menschen lassen sich also von allgemeinen Hiobsbotschaften kaum verunsichern. Sie trauen einfach den Niedergangs-Statistiken nicht, sondern betrachten ihre individuelle Situation. Wenn das Einkommen stimmt und der Arbeitsplatz sicher ist, dann sagen sie: Alles okay, so kann es weitergehen. Und vielleicht ist dieses Urteil sogar weiser als vieles, was Ökonomen an Prognosen abliefern.
Wobei es wirklich sinnvoll ist, solche Statistiken kritisch zu hinterfragen. Ein gutes Beispiel sind die niedrigen Renten. In vielen Fällen ist das tatsächlich ein Problem — und wird künftig ein noch größeres werden.
Doch meist vernachlässigen die Zahlen, dass viele Rentner in Wahrheit wirtschaftlich deutlich besser dastehen, wenn sie etwa Zinseinnahmen haben, in der eigenen Immobilie leben oder vielleicht sogar verschiedene Zusatzrenten erhalten. Ihnen ist allerdings eines gemein: Sie haben sich nicht allein auf den Staat verlassen, sondern sind selbst aktiv geworden. Was jedem zu empfehlen ist.