Die Frauenquote kommt - aber nur ein bisschen
Einigung trägt eher einen symbolischen Charakter.
Endlich haben sich Union und SPD bei einem Thema geeinigt. Die Frauenquote steht. Anders als bei Mindestlohn oder Rententhemen, wo die Signale immer nur auf den ersten Blick klar scheinen, aber alles noch ganz anders kommen kann.
Deshalb ein gewaltiges Hurra zum Kompromiss bei der Frauenquote? Eher nicht. Denn der Jubel ihrer Fans beruht auf Naivität, Fehleinschätzung oder bewusster Täuschung. Denn der Kompromiss beinhaltet in Wirklichkeit nur ein klein wenig Quote — nämlich 30 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen ab 2016. Es geht also nicht um Vorstände, Geschäftsführung und weiteres Top-Management. Für diese Gruppen soll es bei einer weichen Regelung bleiben. Womit die von Teilen der Union und der SPD so vielgeschmähte Flexi-Quote der ebenfalls vielgeschmähten Kristina Schröder weiterlebt. Mit dieser Ehre hat wohl die bisherige Familienministerin selbst nicht gerechnet.
Wenn die Quoten-Fans nur einen Teil ihres Ziels erreicht haben, dann sollten eigentlich die Gegner zufrieden sein? Öffentlich ist es nicht so. Zumindest der CDU-Wirtschaftsrat und das Institut der deutschen Wirtschaft finden, auch diese Quote könne der Wirtschaft schaden. Wobei man sich in beiden Gremien wahrscheinlich klammheimlich freut, dass nicht alles viel schlimmer kommt.
Die 30-Prozent-Quote im Aufsichtsrat einiger Unternehmen wird Deutschland nicht verändern. Sie wird auch nicht dazu führen, dass weibliche Aufsichtsratsmitglieder andere Frauen in Managementaufgaben hieven. Denn diese werden professionell ticken und deshalb darauf achten, dass der oder die Bestqualifizierte mit den optimalen speziellen Fähigkeiten für die zu besetzende Position zum Zuge kommt. Ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann handelt, ist zweitrangig.
Die künftige Frauenquote hat eher symbolischen Wert. Was im Sinne undogmatischer Frauen Vorteile hat. Denn bei einer radikaleren Lösung müssten sich diese stets fragen, ob sie wirklich wegen ihrer Fähigkeiten ihren Job bekommen haben.
Die neue Quote hilft den Frauen und ihrer Gleichstellung nicht. Sie dient lediglich dem Fortkommen der Koalitionsgespräche.