Meinung Die Versprengten der RAF
Der Fall erinnert ein wenig an jene japanischen Soldaten, die man in den 70er Jahren auf Pazifikinseln entdeckte, versteckt im Dschungel, weil sie nicht mitbekommen hatten, dass der Krieg seit dem Jahr 1945 zu Ende war.
Nein, die Rote Armee Fraktion (RAF) kommt nicht zurück, dazu fehlt ihr jede Basis in Deutschland. Drei Versprengte dieses Irrtums der Geschichte haben sich mit Überfällen auf Geldtransporte nach vielen Jahren aus dem Untergrund gemeldet. Alle drei sind fast schon Rentner. Aber sie wollen mit diesen Überfällen weder etwas verändern, noch verkünden. Am liebsten hätten sie gar keine Spuren hinterlassen.
Denn ihr Grund war ein ganz banaler. Eine Band namens Erste Allgemeine Verunsicherung hat das bereits besungen, zufällig in jenen Jahren, Mitte der 1980er, als diese so genannte Dritte Generation der RAF ihr Mordwerk begann. Der Hit hieß „Ba-Ba-Banküberfall“ und eine Schlüsselzeile in dem Lied ging so: „Der Kühlschrank ist leer, das Sparschwein auch. Ich hab seit Wochen kein Schnitzel mehr im Bauch.“
Die RAF, diese Revolution kleinbürgerlicher Wohlstandskinder gegen die eigene Elterngeneration, endet somit als Farce. Viele der ersten und zweiten Terroristen-Generation sind im sinnlosen Kampf gestorben, viele andere haben gebüßt für ihre Taten und viele haben sich im Nachhinein von diesem Wahnsinn losgesagt. Das hat den Angehörigen der Opfer wenigstens ein wenig geholfen.
Wenn der klägliche Rest der RAF da draußen noch irgendetwas Gutes tun will, für sich und für andere, dann kommt er raus aus seinem Busch und stellt sich der Verantwortung. Im Gefängnis zwar, aber immer satt zu essen.