Gentechnik: Besser jetzt vorbeugen, als später reparieren

Es spricht mehr gegen Gentechnik auf dem Acker als dafür.

Ein Kommentar von Volker Budinger.

Foto: David Young

Es gibt viele Argumente für und wider grüne Gentechnik — also veränderte Pflanzen für die Landwirtschaft. Und von ihren jeweiligen Vertretern werden sie mit Leidenschaft vorgebracht. Der Riss zwischen diesen Fraktionen zieht sich auch durch die deutsche Regierung — und wohl ebenso durch die anderer EU-Länder. Daher gab es gestern im Ministerrat zwar mehrheitlich Debatten-Beiträge gegen den Anbau der gentechnisch veränderten Maissorte 1507, aber zum Schluss kein Ja zum Verbot. Politischer Eiertanz, der bedeuten kann, dass die Sorte EU-weit auf die Felder darf. Damit agieren die EU-Politiker leichtfertig, wie schon bei anderen zugelassenen transgenen Ackerfrüchten. Von Vorsorgeprinzip keine Spur.

Bei allen unbestrittenen Segnungen, die die Wissenschaft bereitet hat, sollte uns die Geschichte lehren, dass Profite und Ertragssteigerungen zum jetzigen Zeitpunkt mögliche Schäden später nicht aufzuwiegen vermögen. Wie viele Brände hat Asbest verhindert — und wie viel hat die Behandlung der Krebspatienten und die Sanierung verseuchter Gebäude später gekostet — um nur ein Beispiel zu nennen. Auch in dem Fall gab es lange keine Beweise für die schädigende Wirkung, oder niemand konnte sich eine solche vorstellen.

So wie nun beim transgenen Mais, den etwa Wissenschaftler der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit als geringes Risiko einstufen. Fehlende Beweise sind aber kein Beleg dafür, dass es keine gibt. Es ist schlicht nicht endgültig abschätzbar, welche Auswirkungen die eingeschleusten Gene respektive deren Produkte langfristig auf die Ökosysteme haben. Es fehlen Vergleichsmodelle, denn in der Natur gibt es diese Gene und deren Produkte in der Form noch gar nicht, wie nun Bakteriengene in Pflanzen.

Gentechnik an sich ist ein wertvolles Instrument der Forschung, um Zusammenhänge zu entdecken. Transgene Organismen, auch Pflanzen, sind wertvoll, um zum Beispiel Medikamente zu produzieren, oder, unter bestimmten Bedingungen, Ernährungsprobleme zu lösen — aber sie gehören allesamt nicht in die Natur oder auf den Acker, sondern in abgeschlossene Systeme — aus Vorsorge.