Meinung Diesel nachrüsten, aber richtig

Wer einen Euro-6-Diesel fährt, ist auf der sicheren Seite – so denken sicher viele. Mit Blick auf die drohenden Fahrverbote in vielen Städten stimmt das auch. In keinem Szenario ist bislang davon die Rede, dass auch die jungen Euro-6-Autos ausgesperrt werden könnten.

Rolf Eckers.

Foto: Sergej Lepke

Dabei wäre das sachlich durchaus begründet. Denn den Grenzwert beim Ausstoß von Stickoxiden halten 80 Prozent dieser Fahrzeuge nur im Labor ein, aber eben nicht dort, wo es für unser aller Gesundheit drauf ankommt – nämlich beim Fahren auf der Straße. Das alles ist völlig legal, denn für den Ausstoß von Schadstoffen im normalen Fahrbetrieb hat sich die Politik bislang mit Rücksicht auf die Autoindustrie nicht interessiert.

Dabei verfügen etliche Euro-6-Diesel sogar über jene SCR-Katalysatoren, um die es bei der Hardware-Nachrüstung geht. Dumm nur, dass der Verbrauch von Harnstoff (Adblue) viel zu niedrig eingestellt ist. Fließt nicht genug Harnstoff, können die Katalysatoren aber nicht effizient arbeiten. Offenbar wollen die Hersteller vermeiden, dass die Autofahrer regelmäßig selbst Harnstoff nachfüllen müssen. Das gilt wohl als unzumutbar. Da ist es doch viel bequemer, die Luft weit stärker als nötig zu belasten. Unglaublich.

Nachdem sowohl die Autobauer als auch die Politik fast jeden Kredit bei den Bürgern verspielt haben, wäre es jetzt an der Zeit, umfassend auf Hardware-Nachrüstung zu setzen. Bei vielen Diesel-Pkw mit Euro 5 und Euro 6 ist das sinnvoll. Obwohl sie rechtlich nur bei Betrug dazu verpflichtet werden kann, sollte sich die Autoindustrie an den Kosten beteiligen. Vielleicht gelingt der Bundesregierung diese Überzeugungsarbeit. Den größeren Teil werden aber wir Steuerzahler übernehmen müssen. Es wäre gut investiertes Geld für bessere Luft. Und woher sollen die Milliarden kommen? Ein Vorschlag: einfach die Subvention für Dieselkraftstoff abschaffen und die Ungleichbehandlung bei der Kfz-Steuer aufheben. Das reicht schon.