Meinung Warum Väter seltener als Mütter Elterngeld beziehen

Meinung | Berlin · Kein Zweifel, das Elterngeld ist grundsätzlich eine familienpolitische Erfolgsgeschichte. Damit sollen sich auch Väter stärker um ihre Babys kümmern. Die gesellschaftlichen Verhältnisse stimmen jedoch noch nicht.

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Kein Zweifel, das Elterngeld ist grundsätzlich eine familienpolitische Erfolgsgeschichte. Mit der Einführung dieser Lohnersatzleistung vor nunmehr rund zwölf Jahren wurde ein Anreiz dafür geschaffen, dass sich auch Väter stärker um ihre neugeborenen Kinder kümmern.

Und die aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung zeigt, dass dieses Kalkül aufgegangen ist. War der Anteil der Väter, die wegen ihres Nachwuchses eine berufliche Auszeit genommen haben, zum Ende des vergangenen Jahrzehnts noch verschwindend gering, so sind es jetzt immerhin deutlich mehr als ein Drittel. Damit leistet das Elterngeld einen wichtigen Beitrag für mehr Partnerschaftlichkeit bei der Erziehungsarbeit.

Stefan Vetter

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Dass sich Väter dabei zumeist nur mit zwei Partnermonaten begnügen, während die Mütter in aller Regel ein ganzes Jahr zuhause bleiben, hat nur vordergründig etwas mit der Konstruktion des Elterngeldes zu tun. Vielmehr geben die gesellschaftlichen Verhältnisse dafür den Ausschlag. Und damit ist zuallererst das noch immer deutlich unterschiedliche Gehaltsniveau von Männern und Frauen gemeint. Würden die zumeist besserverdienenden Väter länger als zwei Monate pausieren, wüssten viele Familien nicht, wie sie weiter finanziell um die Runden kommen sollten. Denn das Elterngeld ist auf einen Maximalbetrag gedeckelt. Hinzu kommt bei vielen Männern die Sorge vor dem Karriereknick. Und die ist nicht selten auch berechtigt.

Die Linken haben nun eine Änderung der Spielregeln angeregt. Im Kern geht es dabei um eine deutliche Ausweitung der Mindestelternzeit für den Partner. Als Bedingung, damit die Familie weiter maximal vom Elterngeld profitieren kann. Doch diese Rechnung dürfte nicht aufgehen, solange die gesellschaftlichen Umstände so sind, wie sie sind. Eher würde das Elterngeld dann weniger optimal ausgeschöpft werden. Und das kann auch nicht im Sinne der Familienpolitik sein.