Meinung Laschet mit sich im Reinen
Meinung · Als Armin Laschet noch Oppositionsführer in NRW war, hat er Hannelore Kraft immer wieder ihre Abneigung gegen Berlin vorgehalten. Sein Anspruch als Ministerpräsident war von Anfang an, den NRW-Einfluss in der Bundespolitik zu verstärken. Gleiches gilt für seine Rolle in der Partei.
Aber die Erzählung vom Vorsitzenden des mitgliederstärksten Landesverbandes der CDU als dem moderierenden Strippenzieher im Hintergrund ist im Zuge der Klärung der Merkel-Nachfolge in Zweifel gezogen worden. Ist er wirklich der lachende Vierte, der sich alle Optionen offen lässt und in Sachen Kanzlerschaft noch Trümpfe im Ärmel hat? Oder ist Laschet nicht viel mehr von den Ereignissen überrollt worden und musste gute Miene zum bösen Spiel machen?
Wer Laschet am Mittwoch erlebt hat, fand für letztere These keine Belege. Der Ministerpräsident erweckte den Eindruck, als sei er mit sich im Reinen: Souverän, konzentriert, mit einem glaubwürdigen Bekenntnis zu Nordrhein-Westfalen und dem Spaß, den er in seinem Amt neben allen Schwierigkeiten immer wieder empfindet. „Und alles andere wird sich zeigen“, lautete seine lapidare Antwort auf die Frage nach seinen Kanzlerambitionen.
Wenn es diese tatsächlich gibt, wäre es jetzt der falsche Zeitpunkt, sie zu äußern. 2018 ist nach der Regierungsübernahme in NRW gerade mal das erste Jahr, das komplett unter schwarz-gelber Verantwortung stand. Noch gilt es, die politische Wetterfestigkeit auch auf Dauer unter Beweis zu stellen.
Laschet, so jedenfalls der Eindruck seines Auftritts zum Jahresabschluss, ist gewillt, diesen Beweis anzutreten. Ob Versorgungssicherheit für die energieintensive Industrie, Bosbach-Kommission oder Fahrverbote: Wo ihm in den vergangenen Monaten immer wieder Luftnummern und Scheindiskussionen vorgehalten wurden, hielt er dagegen, ohne verbissen zu wirken. Die Botschaft: Ich gebe nicht klein bei. Das ließe sich nun wiederum auch auf Berlin münzen.