Meinung Fiasko Leverkusener Rheinbrücke: Mehr als nur billig

Meinung · Der Neubau der Leverkusener Rheinbrücke droht zum Fiasko zu werden, zu einem Lehrbeispiel, wie eine Ausschreibung und deren Umsetzung nicht ablaufen dürfen.

Marode: Die Leverkusener Brücke über den Rhein.

Foto: Oliver Berg

Die Leverkusener Rheinbrücke ist weit mehr als ein Bauwerk aus den 1960er Jahren. Sie gilt als Mahnmal für den maroden Zustand der Verkehrsinfrastruktur in dieser Republik. Und jetzt setzt die Brücke noch einen drauf: Ihr Neubau droht zum Fiasko zu werden, zu einem Lehrbeispiel, wie eine Ausschreibung und deren Umsetzung nicht ablaufen dürfen.

Ganz offensichtlich erfüllen die in China gefertigten Stahlbauteile für den Neubau nicht die hierzulande üblichen Qualitätsnormen. So steht es jedenfalls in Protokollen des Tüv Rheinland. Und der Tüv liefert auch gleich die Begründung, wie das passieren konnte: die Möglichkeiten zur Qualitätskontrolle bei der Produktion in China seien unzureichend gewesen. Die minderwertigen Stahlbauteile könnten auf keinen Fall eingebaut werden, so das Fazit von Straßen NRW. Wie kann das sein? Die Suche nach den Schuldigen führt nach Österreich. Dort sitzt der Baukonzern Porr, der die Ausschreibung für den 363 Millionen Euro teuren Neubau gewonnen hat. Vermutlich werden letztlich Gerichte klären müssen, ob Porr die Vorgaben der Ausschreibung missachtet hat oder ob die Vorgaben selbst mangelhaft waren.

Viel spricht für die zweite Variante. Denn es kann nicht sein, dass keine klare vertragliche Regelung für die Kontrolle der Fertigung vorliegt. Eine Ausschreibung muss eindeutige Standards für Qualität, Bauzeit und Preis festschreiben. Billig reicht nicht. Zudem sollten vom Auftragnehmer soziale und ökologische Mindestanforderungen erfüllt werden. Wie unzureichend Straßen NRW bei der Planung des Projektes offensichtlich agiert hat, zeigt ein weiterer Umstand: Die alte Brücke weist massive Asbest-Fundstellen auf, so dass der Abbruch teurer wird und länger dauert. Eigentlich sollte die neue Brücke 2024 fertig sein. Eine Verzögerung von mehr als vier Jahren ist wahrscheinlich.