Meinung Kürzere Sommerferien in diesem Jahr? Ein Pro und Contra

Meinung · Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat eine Verkürzung der Sommerferien ins Gespräch gebracht. Es liegt auf der Hand, eine Verkürzung der regulären Sommerferien ernsthaft in Betracht zu ziehen, findet Kommentator Stefan Vetter. Die letzten Wochen seien keine Corona-Ferien für die Schüler gewesen, meint dagegen Hagen Strauß. Ein Pro und Contra:

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) hat eine Verkürzung der Sommerferien ins Gespräch gebracht, dafür aber umgehend eine Absage aus vielen Ländern erhalten.

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Ja, denn entstandene Wissenslücken sind schwer wieder zu schließen

Stefan Vetter.

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Von Stefan Vetter

Wolfgang Schäuble hat Recht: Wegen des eingeschränkten Schulbetriebs in Zeiten von Corona drohen Wissenslücken, die schwer wieder zu schließen sind. In manchen Regionen mag das „Homeschooling“ ja klappen. Doch anderswo, vor allem auf dem Lande, scheitert die Bewältigung des Unterrichtsstoffs schon an digitalen Defiziten. Ganz zu schweigen davon, dass längst nicht alle Eltern beim Lernen Dampf machen. Nicht wenige Schüler müssen sich in diesen Tagen deshalb wie im vorgezogenen Ferienmodus vorkommen. Da liegt es auf der Hand, eine Verkürzung der regulären Sommerferien ernsthaft in Betracht zu ziehen.

Es fängt schon damit an, dass die Wiederaufnahme des Schulbetriebs in jedem Bundesland unterschiedlich gehandhabt wird. Doch selbst wenn der Schulbetrieb wieder auf Touren kommt, wird er sich von dem in Vor-Corona-Zeiten spürbar unterscheiden. Das Abstandsgebot  lässt sich nur einhalten, wenn deutlich weniger Schüler im Klassenraum sind. Um alle zu beschulen, bräuchte es dann umgekehrt mehr Lehrer, die aber natürlich nicht vorhanden sind. So dürfte ein Teil des Lehrstoffs weiter Sache des Lernens daheim bleiben – mit den skizzierten Problemen.

Nein, denn die Schüler können nichts für die aktuelle Situation

Hagen Strauß.

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Von Hagen Strauß

Um damit gleich aufzuräumen: Für viele Schüler sind die letzten Wochen keine Corona-Ferien gewesen. Wo man auch hingehört hat, gab es vor Ostern im schulischen Home-Office jede Menge zu tun. Mitunter mehr, als in der Vor-Corona-Zeit. Und die ist gefühlt schon eine Ewigkeit her. So dürfte es auch weitergehen, denn die Schulen öffnen ja nur Schritt für Schritt.

Daheim die Anforderungen zu erfüllen, digital, ohne persönlichen Austausch, ohne Pausenspaß mit Freunden und Mitschülern – das ist auch für Kinder und Jugendliche eine anstrengende Sache. Gleiches gilt für Lehrer, deren Pensum nicht weniger geworden ist. Besondere Erfahrungen dürften ebenfalls die Eltern gemacht haben: zum einen, wie schwierig es sein kann, Kinder für den Unterrichtsstoff zu motivieren, während man überdies selbst noch an den Computer muss. Zum anderen, dass der eigene Nachwuchs womöglich nicht der geglaubte Überflieger ist – und manches eben nicht nur am Lehrer liegt.

Faulpelze gibt es immer. Aber deswegen darf man die große Mehrheit nicht bestrafen, indem man die Sommerferien verkürzt. Schüler, Lehrer und Eltern können für das Virus nichts.