Kommentar Zuversicht im Abschwung

Meinung | Berlin · Dass Deutschland in diesem Jahr in eine Rezession schlittern würde, ist mittlerweile eine traurige Binsenweisheit. Entscheidend bleibt, wie dramatisch tief der Einbruch ausfällt.

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Ebenso wie die Wirtschaftsweisen sind hier auch die führenden Wirtschaftsinstitute noch recht zuversichtlich gestimmt. Im Jahr 2009, also zu Zeiten der weltweiten Finanzkrise, war das deutsche Bruttoinlandsprodukt um 5,7 Prozent geschrumpft. Gemessen daran wirkt der aktuell prognostizierte Abschwung (minus 4,2 Prozent) relativ moderat. Allerdings sollte man dazu auch das Kleingedruckte lesen.

So gilt die Vorhersage nur für den Fall, dass Unternehmen, die jetzt ganz stillstehen oder lediglich in einer Art Notbetrieb sind, spätestens ab übernächste Woche ihre staatlich angelegten Fesseln gelockert bekommen. Damit hat sich auch der Druck auf die Bundesregierung weiter erhöht, gleich nach Ostern einen entsprechenden Fahrplan vorzulegen.

Stefan Vetter

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Doch selbst wenn das Corona-Virus dabei mitspielt, sich also weiter abschwächt, ist Deutschland noch längst nicht aus dem Schneider. Denn die Krise hinterlässt auch tiefe Spuren bei den Einkommen vieler Bürger. Auch der erleichterte Zugang zu Hartz IV kann insgesamt nicht ausgleichen, was Millionen unfreiwillige Kurzarbeiter an gewohntem Lohn und Gehalt verlieren. Als Konjunkturmotor wie bei früheren Krisen dürfte der private Konsum deshalb zunächst einmal ausfallen. Erschwerend kommt hinzu, dass auch der Export keine sichere Bank ist. Denn andere Wirtschaftsnationen sind zum Teilen viel stärker von der Pandemie betroffen als Deutschland und drohen deshalb noch viel tiefer in die Rezession abzurutschen. Die bislang ergebnislosen Verhandlungen in Brüssel über ein europäisches Rettungspaket gegen die Corona-Krise verstärken diese Gefahr noch. Gleichwohl unterstellen die Top-Ökonomen, dass die Nachfrage nach Produkten „Made in Germany“ international rasch wieder steigen wird. Man kann nur hoffen, dass sie Recht behalten.