Meinung Das reicht noch nicht
Meinung | Düsseldorf · Ja, sie haben es geschafft. Nach extrem schwierigen Verhandlungen ist es den EU-Finanzministern gelungen, eine erste Antwort auf die Corona-Wirtschaftskrise zu finden. Mehr als 500 Milliarden Euro für Arbeitnehmer, Firmen und angeschlagene Staaten wie Italien und Spanien stehen nun bereit.
Ja, es ist ein starkes Signal, das niemand kleinreden sollte, zumal das Geld rasch zur Verfügung steht.
Und dennoch: Das reicht noch nicht. Um die größte soziale und wirtschaftliche Krise seit dem Zweiten Weltkrieg zu überwinden, braucht es mehr. Wir Deutschen müssen mehr Verantwortung für Europa übernehmen. Euro-Bonds sind für viele hierzulande ein rotes Tuch. Mal aus innerer Überzeugung, mal aus Angst vor noch mehr AfD-Wählern. Aber wie lange wollen wir uns noch einreden, dass wir die Vorteile Europas mitnehmen können, ohne in der Not füreinander einstehen zu müssen? Eine gemeinsame, zeitlich befristete Haftung für neue Schulden bietet Ländern wie Italien, Spanien und auch Frankreich weitaus bessere Chancen, durch die Krise zu kommen, als nationale Alleingänge. Deutschlands Wohlstand beruht auf ökonomisch stabilen Nachbarn. Wenn Italien keine Autos, Maschinen und Anlagen mehr bei uns kauft, gehen hierzulande Hunderttausende Arbeitsplätze verloren.
Ja, die Südländer haben schwere Fehler gemacht. Sie sind hoch verschuldet, sie scheuen unbequeme Reformen. Wir dagegen haben unseren Arbeitsmarkt flexibilisiert, das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre erhöht, das Schuldenmachen bleiben lassen. Sinn der Euro-Bonds darf es nicht sein, die Fehler anderer Länder im Nachhinein zu belohnen. Entscheidend ist der Blick nach vorne: Das historische Ausmaß dieser Krise lässt keinen anderen Weg zu, als gemeinsam in die Schuldenhaftung zu gehen, damit auch alle die schwierige Phase überleben. Diese Solidarität ist eine gute Investition.