Kolumne Krefelder Frühstück Der schönste Weg in die Stadt führt über die Uerdinger Rheinbrücke
Krefeld · In seiner Kolumne widmet sich unser Autor dem besten Weg, um in die Stadt zu gelangen. Die Fahrt über die Brücke nach Uerdingen ist für ihn ein Stück Heimat.
Guten Morgen,
ich eröffne heute mit einem Ansatz, der aktuell recht rar ist: Der Blick auf die positiven Dinge. Was ist für Sie bislang der tollste Moment oder das schönste Bild dieses Frühlings? Bei mir ist es die Fahrt über die Uerdinger Rheinbrücke. Vor einigen Tagen war ich auf dem Weg von Mündelheim rüber zum Termin in Krefeld. Die Sonne schien auf die beiden hohen Spitzen der Brücke. Der Rhein glitzerte im Licht. Vor mir lag die Silhouette Uerdingens.
Nun ist es unbestritten immer schön nach Krefeld zu kommen. Nach meinem Frühlings-Moment lege ich mich dennoch fest: Der Weg über die Rheinbrücke in die Stadt ist der schönste. Zugegeben, ich bin bei diesem Thema recht schnell zu beeindrucken. Schließlich bin ich in Willich aufgewachsen. Da sind die optischen Höhepunkte auf der Strecke nach Krefeld eine Fast-Food-Bude und die Hallen eines Stahlunternehmens. Letztere sind zumindest in den Farben gehalten, die auch das Logo dieser Zeitung zieren. Eine geschmackvolle Kombination aus blassblau und blassgrün – immerhin.
Lassen Sie uns nun zum ursprünglichen Schauplatz zurückkehren. Zurück nach Uerdingen, zurück zur Rheinbrücke. Meine Begeisterung für diesen Ort beruht auf mehreren Entdeckungen. Naheliegend und gleichsam wichtig ist natürlich der Rhein selber. Wer von den Feldern am Duisburger Stadtrand die Brücke hoch fährt, erkennt ihn immer besser. Den Rhein zu sehen, ihn zu queren, ist ein Stück Heimat. Und der Fluss ist ein ziemlich beeindruckendes Stück Natur. So breit ist er und so weit reichen die Auen auf der einen Seite.
Oft vergessen wir, was für ein Strom an der eigenen Haustür vorbeiführt. So oft haben wir den Rhein schon gesehen. Wie prächtig er ist, fällt mir daher meist auf Reisen wieder ein. Wenn Münchner stolz die Isar oder Berliner die Spree präsentieren, denkt der Rheinländer: „Nettes Rinnsal haben Sie hier.“
Sie merken: Mein Faible für den Rhein ist recht groß. Warum muss es aber ausgerechnet der Abschnitt in Uerdingen sein? Das ist reine Geschmackssache. Die Uferpromenaden in Rees und Emmerich mögen idyllisch sein, sind aber auch ein Inbegriff des Seniorenausflugs. Düsseldorf setzt auf die Kasematten. Dicke Sonnenbrillen bei den Gästen und der Fischladen schmeißt noch den Hummer auf den Teller – wer`s mag. Ich ziehe die Uerdinger Promenade vor mit Blick auf die grünen Wiesen und im Hintergrund die mächtigen Industrieanlagen in Duisburg. Nirgends sonst scheinen sich Niederrhein und Ruhrgebiet so nah. Zwei grundsympathische Regionen verbunden über eine Brücke in Uerdingen.
Übrigens lohnt sich der Abstecher auf die Uerdinger Promenade nicht nur für den Blick in Richtung Ruhrpott. Waren Sie in den vergangenen Jahren im Sommer mal dort? Dann haben Sie weit mehr als ein Stück Asphalt zwischen Chemiepark und Hafen gesehen. Die Rhine Side des Uerdinger Kaufmannsbunds hat dem Krefelder Flussabschnitt gutgetan. Kunstaktionen am Ufer und ein Mini-Strand zum Freunde treffen – was für eine gelungene Idee.
Nun aber wieder auf die Brücke. Wechseln Sie die Blickrichtung von der Promenadenperspektive zurück zum Blick auf Krefeld. Neben dem Rhein gibt es so viel mehr Details zu entdecken. Für einen Moment erspähen Sie die Dächer von Burg Linn in der Ferne. Im nächsten Moment fallen die Einfahrt zum Rheinhafen und die wuchtigen Industriegebäude auf. Dort entdecken Sie auch den großen Kran, der die Container von den Schiffen an Land holt. Und wenn Sie nach rechts schauen, sehen Sie die Bäume am Uferweg. Sie wachsen oben auf dem Wall, der die Stadt vor Hochwasser schützen soll.
Es sind wenige Blicke, mit denen Sie die Vielfalt einer Stadt verstehen. Es gibt Stä-dte, die für Industrie, Natur oder Historie stehen. Krefeld hat viele Facetten, und von der Rheinbrücke lässt sich das bereits erahnen.
Wenn wir über die Rheinbrücke sprechen, sollten wir natürlich auch auf Uerdingen eingehen. Schließlich – so weiß es der Reporter vor Ort – sollte man keinen Stadtteil-Stolz kränken. Es wäre auch vermessen, beim Blick von der Brücke nicht über Uerdingen nachzudenken. Die Kirchtürme des Stadtteils ragen empor. Mich erinnert das immer an den schönen Marktplatz und die kleine Fußgängerzone Uerdingens. Dieser Teil der Stadt ist eben mehr als eine riesige Industriefläche.
Womöglich lesen Sie nun schon viele Zeilen mit und fühlen sich an eine eigene Fahrt über die Rheinbrücke erinnert. Gut so. Vielleicht fragen Sie sich aber seit einigen Minuten: Was faselt der Mann da? In diesem Fall rate ich, es selbst auszuprobieren. Fahren Sie mal ’rüber von Duisburg nach Krefeld. Am besten mit dem Fahrrad. Dann wird aus genüsslichem Ausblick kein Auffahrunfall, und Sie können sich in Ruhe umschauen. Auf dem Weg hoch müssen Sie ein wenig strampeln. Das lohnt sich, versprochen.