Linkspartei: Was nach den „alten Böcken“ kommt
Die Führungskrise der Linkspartei verrät viel Verzweiflung
Es ist ein verzweifelter Versuch der Linkspartei, aus der Krise zu kommen. Das Duo Katja Kipping und Katharina Schwabedissen verspricht aufgrund seines Geschlechts und seiner Jugend frischen Schwung.
Das könnte aus Sicht der Partei taktisch klug sein, auch um sich nicht in weiterem Führungsgerangel zu verschleißen. Wenn der eigene Fraktions-Vize Ulrich Maurer davon spricht, dass sich „alte Böcke vom Acker“ machen müssten und die Grabenkämpfe von Männerbünden ein Ende haben sollen, dann zeigt das, wie tief die Kluft innerhalb der Linken ist.
Doch die Frage, ob die beiden Damen, deren Verhältnis zu- einander kalt wirkt, die richtige Wahl sind, ist wichtig. Katja Kipping hat immerhin bereits im Landtag in Sachsen und im Bundestag etliche parlamentarische Erfahrungen gesammelt.
Was man von Katharina Schwabedissen, die im Gespräch persönlich freundlich, aber in der Sache dogmatisch-eng herüberkommt, nicht behaupten kann. Und eine als Spitzenkandidatin hochkant verlorene Landtagswahl in NRW kann ja wohl nicht gerade als Empfehlung gelten. Zumindest wäre das in den meisten anderen Parteien so.
Aber die Linkspartei, das zeigt das Gezerre um die Führung, ist weiterhin keine normale Partei. Viel stärker als ihre Kontrahenten ist sie auch mehr als zwei Jahrzehnte nach der Vereinigung Deutschlands in einen Ost- und einen West-Teil gespalten.
Die von der Herkunft her gemischte mögliche Doppelspitze beweist das, genauso wie die Aufgabe der bundesweiten Ambitionen des Wessis Oskar Lafontaine. In der Ex-DDR wäre er schlecht angekommen, andererseits hätte er in der Ex-BRD als einziger den Niedergang der Linken stoppen können. Letzteres würde wohl auch seiner Freundin Sahra Wagenknecht nicht gelingen, die weiterhin Führungsaufgaben anstrebt.
Es ist wahrscheinlich und konsequent, dass die Linkspartei sich zu einer PDS-ähnlichen Gruppierung zurückentwickelt, die nur in den neuen Bundesländern von Bedeutung ist. Im Westen haben die meisten Wähler spätestens nach diesem Führungs-Theater das dürftige programmatische Strickmuster durchschaut. Primär mit Neiddebatten und nicht finanzierbaren Forderungen, die zudem jeden Leistungsanreiz töten, kann man langfristig politisch nicht erfolgreich sein.