Mehr Geld hilft den Sportlern nicht
Sportverbände müssen ihre Athleten umfassend ausbilden
Einfach mehr Geld, dann wird das schon. Wer die Studie der Sporthochschule Köln zur Situation der Leistungssportler in Deutschland so interpretiert, der hat das Problem nicht verstanden.
Mehr Geld lindert allenfalls ein paar Symptome, die Ursachen bekämpft es nicht. Es führt im Gegenteil dazu, dass noch mehr mit allen Mitteln versucht wird, an Prämien und Siegerschecks zu kommen. Geld ist nicht der Motor des Leistungssports, sondern dessen Bremse.
Denn was hat es noch mit Sport zu tun, wenn etwa ein Radfahrer siebenmal die Tour de France gewinnt, dabei aber stets auf pharmazeutische Hilfsmittel zurückgreift? Die Tour de France zeigt das ganze Dilemma des Leistungssports. Höher, weiter, schneller, damit möglichst viele Zuschauer möglichst große Werbeeinnahmen nach sich ziehen.
Nur dadurch kann ein Sport Millionäre machen, und dafür verlangen seine Macher Leistungen, zu denen Menschen eigentlich gar nicht fähig sind. Also wird gedopt, betrogen, wachsen Existenzängste und Depressionen.
Mag sein, dass die Auswüchse wie die des Dopingskandals um Lance Armstrong in den meisten anderen Sportarten noch nicht zu beobachten sind. Doch auch dort funktioniert das Profitum nach denselben Regeln. Mehr Leistung, mehr Spektakel, mehr Geld. Und König Fußball macht das Ganze noch schlimmer, weil er seinen Anteil am Werbe- und Sponsorenkuchen trotz Wettskandalen und oft überzogener Gehälter stetig ausbaut.
Was helfen könnte, wäre ein Sinneswandel, durch den auch der Vierte und Fünfte gefeiert würde. Aber soweit wird es nicht kommen in einer Gesellschaft, die nach Helden oder Verlierern giert. Für sympathisches Mittelmaß ist das Publikum in Superlativ-Zeiten kaum zu begeistern.
Daraus müssen die Sportverbände die Konsequenz ziehen. Ihre Aufgabe ist es, Spitzensportler sowohl in ihrer körperlichen als auch in ihrer intellektuellen Leistungsfähigkeit zu fördern. Zum Aufbautraining für den Bizeps gehört zwingend die schulische oder berufliche Weiterbildung.
Wer beispielsweise als Wintersportler ganz auf Karriere setzt, läuft in aller Regel Gefahr, am Ende seiner Laufbahn in einer Sackgasse zu stehen. Genügend Geld, das in jedem Fall zu verhindern, wird der organisierte Sport nie haben.