Meinung Preisrutsch und Marktmacht
Den Fünf-Kilo-Sack Kartoffeln gibt der Discounter um die Ecke für unter einen Euro ab, für denselben Betrag wandern zehn Eier in den Einkaufsbeutel; der Milchpreis ist ohnehin im freien Fall unterwegs — und die Produzenten sind auf der Palme, seit sie für den Liter kaum mehr als 28 Cent bekommen.
Tolle Zeiten also für Verbraucher, die so wenig Geld für Lebensmittel ausgeben brauchen wie lange nicht?
Die Sache hat einen Haken — an dem nicht nur die Preise der Billigheimer hängen, sondern die gesamte Statik des Handels. So sehen es die Konsumforscher der GfK, die warnen, dass vor allem der Preiskrieg unter den Discountern das „sorgsam austarierte System“ ins Wanken bringen könnte. Die Preisspirale nach unten rotiert ja nicht nur bei Aldi und Co., die zuletzt vor allem mit Kampfpreisen für Markenprodukte auf Kundenfang gegangen sind, sondern hat auch Auswirkungen auf Supermärkte und Warenhäuser. Diese können es sich kaum leisten, Kunden an die Billigkonkurrenz zu verlieren und kontern ebenfalls mit Kampfpreisen — auf die die Discounter wiederum reagieren.
Was billig verkauft wird, kann vorher kaum teuer produziert worden sein — Hausfrauen wissen das. Deshalb wirkt die Beteuerung, der Preisverfall habe keine Auswirkungen auf die Qualität der Lebensmittel, wie eine Mogelpackung. Nachhaltige Landwirtschaft ist zu Dumpingpreisen nicht möglich, Tierschutz und die fabrikmäßige Produktion von Billigfleisch vertragen sich ebenfalls nicht. Vier Großkonzerne dominieren den deutschen Lebensmittelmarkt und bestimmen die Preise. Wenn diese, zwar nicht im Gleichschritt, aber sich beeinflussend in den Keller gehen, sagt das ziemlich viel über den Markt — und über Marktmacht.