Prozess gegen Hoeneß: Das glanzvolle Bild hat tiefe Risse
Für Uli Hoeneß geht es im Strafprozess um Freiheit und Ehre.
Der Mann polarisiert wie der Fußballklub, den er zu einem der weltweit größten gemacht hat. Die eine Hälfte drückt Uli Hoeneß die Daumen, dass er den Strafprozess wegen Steuerhinterziehung halbwegs ungeschoren übersteht.
Die andere Hälfte will ihn hinter Gittern sehen für die Millionen, die er womöglich an den Finanzbehörden vorbei ins Ausland brachte — und ein bisschen auch für die zahllosen, Arroganz ausdrückenden Sprüche gegen die Konkurrenz in der Bundesliga.
Die Münchner Staatsanwaltschaft hat sich eine Herkulesaufgabe gestellt. Sie klagt einen Mann an, der durch den FC Bayern München und dessen Erfolge mitten im Zentrum des öffentlichen Interesses steht.
Mehr noch als beim ehemaligen Postvorstand Zumwinkel und erst recht beim einstigen Tennishelden Becker wird das Publikum sehr genau hinschauen, wie Fakten und Aussagen zu einem Urteil werden. Das macht den Prozess für das Gericht schwierig.
Für den Präsidenten des FC Bayern geht es in dem Verfahren letztlich nicht nur um die Frage, ob er womöglich für einen begrenzten Zeitraum seine Freiheit verliert. Es geht auch um das, was von Politikern so oft als Lebensleistung bezeichnet wird.
Bleibt Uli Hoeneß als überdurchschnittlicher Fußballer und außergewöhnlicher Klubmanager in Erinnerung oder als jemand, der die Gesellschaft um Millionen von Euro betrogen hat und dafür hinter Gitter musste?
Vier Verhandlungstage im März sollen plangemäß ausreichen, darauf die juristisch richtige, gerechte Antwort zu finden. Sie sollten auch die Frage klären, ob die Nähe von Politik und Sportprominenz dazu beigetragen hat, dass Hoeneß just in der Phase zur Selbstanzeige schritt, als diese drohte nicht mehr strafbefreiend zu wirken. Es ist gut möglich, dass dieses Strafverfahren bisher noch ungeahnte Wendungen nimmt.
Wie auch immer der Prozess endet, Uli Hoeneß ist nicht mehr derselbe. Das Bild vom erfolgreichen, gradlinigen Unternehmer und Manager hat tiefe Risse bekommen. Das mag die eine Hälfte der Bevölkerung bejubeln, die andere Hälfte darf es ruhig bedauern. Auch in Deutschland ist der Fundus an Vorbildern schließlich nicht unerschöpflich.