Schulpolitik: Das System mit Leben füllen
Die neue Sekundarschule hat gute Zukunftschancen
Das neue Schuljahr bedeutet eine neue Ära in der NRW-Schulpolitik. Mit der Einführung der Sekundarschule startet eine neue Schulform, die mindestens bis zur Klasse 7 einen gemeinsamen Unterricht der Kinder vorsieht.
Das bedeutet für die Hauptschule, dass ihr Ende als eigenständige Schulform absehbar ist. Aber auch die Realschulen werden kämpfen müssen, um als Anbieter eines berufsqualifizierenden Schulabschlusses überleben zu können. Die Sekundarschulen werden eine starke, vielleicht sogar übermächtige Konkurrenz sein.
Denn sie vereinigen Haupt- und Realschulen unter einem Dach und sind vor allem erfunden worden, um flächendeckend weiterführende Schulen vorzuhalten. Es gibt immer weniger Schüler — die Konkurrenz um gute Abschlüsse und damit um einen Start ins Berufsleben wird härter. Die Eltern haben dies erkannt, die Anmeldezahlen für die Hauptschulen brechen ein.
Vor allem auf dem Land stehen viele Gemeinden vor einem gravierenden Standortproblem: Wer keine Schule anbieten kann, wird die jungen Familien nicht halten können und schon gar keine neuen anlocken. Allein aus diesem Grund wird die Sekundarschule, die als Filialschule auch in mehreren Dörfern geführt werden kann, ein Renner.
Getragen wird diese Entwicklung von einer breiten politischen Mehrheit im Landtag. SPD, CDU und Grüne haben sich in ihrem sogenannten Schulfrieden darauf verständigt, in den kommenden zehn Jahren auf ideologische Grabenkämpfe zu verzichten. Das ist zweifellos ein Fortschritt, der aber nur dann Früchte trägt, wenn das neue System mit Leben, sprich mit ausreichenden finanziellen Mitteln gefüllt wird.
Denn mit dem Aussterben der Hauptschule verschwinden nicht automatisch die Probleme. Die bestehen, das belegen aktuelle Studien eindrucksvoll, vor allem in den schlechten Chancen für Kinder aus sozial schwachen Familien auf einen guten Bildungsabschluss.
Längeres gemeinsames Lernen ist nach Ansicht der meisten Experten ein wichtiger Baustein für bessere Qualität. Das Wichtigste sind jedoch gute und vor allem genügend viele Lehrer. Und da muss die Landesregierung beweisen, wie sie es schafft, hier das Niveau zu heben und gleichzeitig im Gesamtetat zu sparen.