Meinung So wendig ist die Union
Diese geschmeidige Wendigkeit erlebt man nur bei der Union. Naht die Wahl, gilt: Reihen schließen, was kümmert mich mein Geschwätz von gestern. Davon können andere Parteien noch lernen.
Aus bayerischem Munde hört man schon seit Monaten kein böses Wort mehr über die Kanzlerin. Kritik an Angela Merkel kam auch bei der Klausur der CSU-Landesgruppe in Kloster Banz nicht auf. Obwohl Merkel zuletzt mit ihrem ungeschickten Vorpreschen bei der Ehe für alle viele in der CSU verstört hat, obwohl Merkel in der Flüchtlingspolitik nach einigen Zugeständnissen weiter auf stur stellt.
Wenn man sich nicht einigen kann, dann schieben die Schwestern die Dinge irgendwann einfach beiseite. Vor vier Jahren war das bei der Pkw-Maut so, die in einem Bayernplan auftauchte, jetzt ist es bei der Obergrenze für den Flüchtlingszuzug so. Ebenfalls ab damit in den Bayernplan. Vor Wahlen schnurrt die Machtmaschine Union dann wie ein Kätzchen. Respekt.
Nur ist aufgeschoben nicht aufgehoben. Der Konflikt schwelt weiter, und über allem schwebt Horst Seehofers Drohung, ohne Obergrenze in keine neue Bundesregierung eintreten zu wollen. Das gilt, hat der Chef neulich noch angedeutet. Dabei wollen die Christsozialen nach der Wahl gerne den Innenminister stellen, was erneut deutlich geworden ist. Denn in Banz hat die CSU angesichts der Gewaltexzesse von Hamburg wieder einmal ihre eigene Sicherheitspolitik im Freistaat gerühmt und ihre Kernkompetenz als Hardliner gepflegt.
Sollte die Union die Wahl gewinnen, darf man also gespannt sein, wer bei der Obergrenze mit welchen politischen Verrenkungen das Rückzugsmanöver antritt. Merkel oder Seehofer. Wetten, dass es anders als bei der Maut diesmal nicht Merkel ist?