Thyssen-Aufspaltung Thyssenkrupp - Das Aus des Ruhr-Konzerns ist Laschets erste Niederlage
Meinung | Düsseldorf · Mit der Aufspaltung beugt sich das Traditionsunternehmen Thyssenkruppdem dem Druck aggressiver Investoren. Die Zerschlagung kommt für Ministerpräsident Arnim Laschet zu einer Unzeit.
In Sachen Thyssenkrupp hat Armin Laschet (CDU) sich sehr eindeutig positioniert, sowohl als Ministerpräsident auf Seiten der Arbeitnehmervertreter (es geht immerhin um fast 40 000 Arbeitsplätze in NRW), wie auch als Mitglied im Kuratorium der Krupp-Stiftung, die mit 21 Prozent größter Anteilseigner von Thyssenkrupp ist. Kommt es nun am Wochenende doch zur Zerschlagung des letzten großen Ruhrkonzerns, die Laschet unbedingt vermeiden wollte, so wäre das mehr als nur eine symbolische Delle. Es wäre Laschets erste handfeste wirtschaftspolitische Niederlage, weil die Abwrackung des traditionsreichen Bauchladens aus Stahl, U-Boot- und Aufzugbau im Ergebnis ein weiteres Stück Deindustrialisierung für NRW bedeutet.
Die Zerschlagung kommt für Laschet zudem zur Unzeit, weil der Ministerpräsident parallel zum Schließen der letzten Steinkohlenzeche zum Jahresende mit der von ihm ins Leben gerufenen (inzwischen x-ten) „Ruhrkonferenz“ eigentlich beweisen wollte, dass er Strukturwandel besser kann als die rot-grüne Vorgängerregierung. Stattdessen sind nun massiv NRW-Arbeitsplätze in Gefahr: bei Thyssenkrupp, bei der Zerschlagung von Innogy durch RWE und Eon, vielleicht auch bei der zum Verkauf stehenden Metro-Tochter Real.
Dagegen hilft kein Hinweis auf die „Entfesselungspakete“ der schwarz-gelben Landesregierung, und es ist auch kein Trost, dass der Misserfolg viele Väter und Mütter hat: Da wären der fahnenflüchtige Ex-Chef Heinrich Hiesinger, der ihm nachgeeilte Aufsichtsratschef Ulrich Lehner, der Ex-Telekom-Chef und wackelnde Vielfach-Aufseher René Obermann (aktuell neben Thyssenkrupp auch unter anderem Allianz, 1&1 und Strato), vor allem aber die Vorsitzende der Krupp-Stiftung, Ursula Gather, zu nennen.
Die hauptberufliche Rektorin der TU Dortmund und Professorin für mathematische Statistik und industrielle Anwendungen war eine gute Wahl als Stiftungsvorsitzende, so lange es sich um ein eher zeremonielles Amt zur Verteilung von Wohltaten aus Konzernerlösen an hochmögende Subventionsempfänger handelte. Als Durchsetzerin von Eigentümer-Interessen mit klarem Kurs fiel sie in den zurückliegenden Monaten nicht auf. Die Frage nach der Zukunft von Thyssenkrupp ist (auch) die Frage nach der Zukunft der Krupp-Stiftung.
Kommt der Konzern tatsächlich an die Kerze, so ist das selbstverständlich nicht die Schuld von Armin Laschet. Aber ihm wird die Zerschlagung auf die Füße fallen. Denn die ökonomische Erkenntnis, dass die künftigen Unternehmens-Sparten einzeln besser dran sein könnten als unter dem Dach einer etwas gestrigen Konzernstruktur, wird bei den politischen Traditions-Vereinen des Ruhrgebiets kaum Anhänger finden.