Meinung TV-Duell zeigt klar: Die NRW-Wahl ist offen
Hannelore Kraft (SPD) hat jetzt drei von vier TV-Duellen bestritten, die der WDR bislang überhaupt produziert hat. 2010 trat sie gegen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) an, der keine gute Figur machte: Kraft stellte damals positive Forderungen (Mindestlohn, Gemeinschaftsschule), Rüttgers ging nach 60 Minuten als Ablehner vom Platz.
2012 verteidigte Kraft als Ministerpräsidentin ihre Position gegen Norbert Röttgen (CDU), der als unangenehmer Besserwisser mit Berlin-Ticket auftrat.
In ihrem dritten direkten Duell fand die Ministerpräsidentin gegen Armin Laschet (CDU) kein rechtes Mittel. Im sachlichen Schlagabtausch lagen Kraft und Laschet am Dienstag etwa gleichauf, mit leichtem Vorteil für Laschet — was eine schlechte Nachricht für die Amtsinhaberin ist.
Denn mehr als zu demonstrieren, dass er den Job auch könnte, wird ein Herausforderer in einem reglementierten TV-Duell gar nicht erreichen können. Das ist Laschet gelungen. Mehr noch: Er konnte alle seine Themen, mit denen er seit Monaten unterwegs ist, gut platzieren.
Und damit erreichte er im Duell, das rund 790 000 Zuschauer hatte, dank der Popularität der Ministerpräsidentin wahrscheinlich auch Zuschauer, die sich bisher nicht für ihn interessiert hatten. Hannelore Kraft zeigte dagegen Seiten von sich, die zwar Landtagsbesuchern und Mitgliedern der Landespressekonferenz bekannt sind, die aber die meisten Wähler und Bürger aus gutem Grund nur sehr selten zu sehen bekommen. Kraft belächelte Laschet von oben herab, fiel ihm ins Wort, einmal schrie sie ihn sogar an — das hatte nichts von „Landesmutter“ und mutete recht unsouverän für eine Ministerpräsidentin an.
Ein Manko des Duells: Wenn Kraft und Laschet sich in Detail-Diskussionen verloren, merkte man ihnen an, dass sie diese Auseinandersetzungen schon lange führen. Für TV-Zuschauer, die nicht jeden Tag in den Untiefen der NRW-Landespolitik unterwegs sind, dürfte das so ausgesehen haben, als verhandelten da zwei Kontrahenten ihre künftige Koalition. Am Donnerstag, wenn der WDR auch die Spitzen von fünf anderen Parteien in die Arena bittet, wird es vermutlich ruppiger zugehen.
Die gute Nachricht des Duells ist: Die gute Quote und die hohe Online-Präsenz deuten auf eine hohe Wahlbeteiligung und ein offenes Rennen am 14. Mai hin.