Vereitelte Anschläge: Der 11. September ist nicht vergessen
Soeben haben wir uns erleichtert daran gewöhnt, dass uns die Sicherheitskräfte am Flughafen nicht noch die kleinste Zahnpastatube wegnehmen. Doch das ist schon wieder vorbei. Die Paketbomben-Funde haben unmissverständlich klar gemacht, dass die terroristische Bedrohung bestenfalls eine gefühlte Pause eingelegt hat - in Wirklichkeit hat sie seit dem 11. September 2001 nie abgenommen.
Und keiner kann sich, schon angesichts der Umladestation Köln, in die naive Ansicht flüchten, der Terror habe vor allem Amerika im Blick. Die Bedrohung ist überall.
Die Variante, Frachtflugzeuge als Transportmittel oder möglicherweise auch als Zielobjekt zu wählen, macht das ebenfalls klar. Denn bislang schienen die Sicherheitsbehörden vor allem Passagiermaschinen zu überwachen. So musste der deutsche Innenminister de Maizière zugeben, dass Luftfracht "relativ wenig kontrolliert" wurde. Aus Amerika kommen Berichte, dass zwei Drittel dieser Pakete nicht auf Sprengstoff untersucht wurden. Das wirft ein schlechtes Bild auf die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Solche Laxheit macht Angst.
Allerdings müssen wir uns im Gegenzug vergegenwärtigen, dass ein absoluter Schutz vor Terror nicht möglich ist. Schon aus logistischen Gründen. Zudem wäre das Leben, das sich quasi in einer weltweiten Sicherheitszone abspielt, kaum mehr lebenswert.
Das bedeutet: Unsere Wachsamkeit muss zurückkehren, und an mehr unbequemen Kontrollen führt nichts vorbei. Zudem müssen wir notgedrungen den Sicherheitsbehörden vertrauen. Die Tatsache, dass das verdächtige Paket aufgrund eines Hinweises des Bundeskriminalamtes abgefangen wurde, ist ein gutes Indiz in diese Richtung. Ob es ein Erfolg der Sicherheitsdienste ist, dass es an diesem Wochenende zu keinem echten Anschlag kam, oder ob den Terroristen Fehler unterliefen, werden wir möglicherweise nie erfahren.
Komplett gebannt werden kann die Gefahr durch Kontrollen und Aufklärung nie. Ruhe kehrt erst ein, wenn weltweit alle Regierungen glaubhaft machen, dass sie Terroristen keine Heimat oder gar Hilfe gewähren. Zudem müssen sie, woran es etwa im Jemen mangelt, auch Herr im eigenen Land sein. Dann wäre es zum Beispiel unmöglich, dass sich einer wie Osama bin Laden weiter in Freiheit befindet.