Verschnaufpause für Griechenland
Die Schuldenkrise ist längst nicht ausgestanden
Die Erleichterung an den Finanzmärkten über den Wahlausgang in Griechenland währte nur kurz. Ein kleiner Gewinnsprung an den Börsen, dann holte die Realität der Schuldenkrise die Anleger wieder ein.
Nur weil die Griechen sich mit knapper Mehrheit für die konservative Partei — und damit vorerst für den Euro — entschieden haben, ist die Situation im Land nämlich keine andere geworden. Griechenland ist noch immer mit mehr als 300 Milliarden Euro verschuldet, die Wirtschaftsleistung bricht Monat für Monat aufs Neue ein — und ohne weitere Hilfsmilliarden der Euro-Partner ist das Land pleite. Schon Mitte Juli kann der Staat Renten und Löhne nicht mehr bezahlen.
Der Wahlausgang gewährt dem Land eine Verschnaufpause. Immerhin deuten erste europäische Politiker an, dass die Sparauflagen für Athen gelockert oder zumindest zeitlich gestreckt werden könnten. Denn klar ist, dass das straffe Sparprogramm der vergangenen zweieinhalb Jahre nicht gewirkt hat. Daher werden Forderungen laut, dass auch mehr in Wachstum und Infrastruktur in Griechenland investiert werden müsse. Athen darf auf noch mehr Geduld hoffen, die die gesamte Euro-Zone indes einiges kosten wird.
Doch ob dies mittelfristig die Trendwende bringt, ist offen. Die Steuermoral bleibt schlecht, die Verwaltung uneffizient, die Arbeitslosigkeit hoch. Um dies alles zu ändern, müsste Wahlsieger Antonis Samaras eine stabile, parteiübergreifende Allianz schmieden, konsequent eine Neuausrichtung verfolgen und vor allem die Bürger bei seinen Reformplänen mitnehmen.
Über kurz oder lang rechnen Experten noch immer eher mit einem „Grexit“, dem Ausstieg Athens aus der Euro-Zone.
Was indes in der gesamten Euro-Schuldenkrise noch schwerer wiegt, ist die Tatsache, dass die Märkte nun mit Vehemenz Spanien ins Visier genommen haben, ein wahres Euro-Schwergewicht. Am Montag stiegen die Zinsen für spanische Staatsanleihen auf mehr als sieben Prozent — Risikoaufschläge in dieser Höhe kann ein Land nicht lange aus eigener Kraft schultern.
Das zeigt, dass diese Krise noch längst nicht ausgestanden ist. Weitere Länder könnten wie Dominosteine umfallen — wenn Europa nicht endlich überzeugende Antworten findet.