Meinung Vertrauen ohne Kontrolle
Überwachung ist seit dem NSA-Skandal in aller Munde. Große Konsequenzen wurden daraus nicht gezogen. Weder politisch noch privat. Viele Menschen gehen relativ gedankenlos mit ihren Daten um und lassen es freimütig zu, dass diese gesammelt und ausgewertet werden.
Anscheinend spielt Datenschutz und Privatsphäre nicht einmal bei den eigenen Kindern eine Rolle. Denn die gleiche Mentalität wird sichtbar, wenn man den wachsenden Markt von Tracking-Apps begutachtet, die dazu dienen, die eigenen Kinder jederzeit aufzuspüren. Einigen Eltern scheint es ein gutes Gefühl zu geben, ihr Kind rund um die Uhr zu überwachen. Vor Gefahr schützt das die Kinder nicht.
Zwar wissen die Eltern so, wo sich ihre Kinder aufhalten, was etwa an fremden Orten oder in unübersichtlichen Großstädten hilfreich und beruhigend sein kann, doch um welchen Preis? Werden die Kinder dauerhaft überwacht, ist es, als säßen sie im Panoptikum, dem kreisrunden Gefängnis des englischen Philosophen Jeremy Bentham, in dem alle Zellen von jedem Punkt aus einsehbar sind: Wenn auch nicht immer sichtbar, die Kontrolle ist spürbar. Und wer sich immer kontrolliert fühlt, schlägt nicht über die Stränge.
Daran können Eltern nicht interessiert sein. Denn für die Entwicklung der Kinder ist es wichtig, Grenzen auszutesten, manchmal auch zu überschreiten und dabei das Vertrauen ihrer Eltern zu genießen. Ohne eine dauerhafte technische Überwachung. Denn Kinder sind keine Gefangenen, und Eltern sollten nicht wie ein Überwachungsstaat agieren.