Meinung Vorsicht vor Populisten!
Bei dem, was gerade in Großbritannien passiert, darf man sich auch als Nicht-Brite ärgern. Die größten Kritiker Europas, die das Königreich in den Brexit und die gesamte EU in eine tiefe Krise getrieben haben, kneifen nun vor der Verantwortung: Boris Johnson und Nigel Farage.
Beide hatten vorher keinen tragbaren Plan für den Fall der Fälle, sie haben ihn auch danach nicht gehabt. Sieht man mal vom eigenen Abgang ab. Das zeigt sich jetzt. Johnson und Farage sind Politiker zum Abgewöhnen. Vorsicht, Populisten.
Das ist die Lehre, die sich allgemeingültig aus den Ereignissen auf der Insel ziehen lässt. Auch für Deutschland. Man sollte jenen nicht unbedarft hinterherlaufen, die einem die schnellen Lösungen präsentieren; die auf komplizierte Fragen und Sachverhalte einfache Antworten parat haben. Die Welt ist meist komplexer. Vor allem dann, wenn es um Jahrhundertentscheidungen geht - und dazu gehört der Austritt aus oder der Verbleib in der Europäischen Union zweifellos. Auch hierzulande gibt es diese Tendenzen zur Vereinfachung. Und zwar nicht nur an den extremen politischen Rändern. Beim Kampf um die Mitte neigen auch manche Politiker der etablierten Parteien zu inhaltlichen Schnellschüssen. Das soll dann Handlungsfähigkeit suggerieren. Es sich leicht zu machen, ist eben bequemer. Was wiederum für manche Wähler gleichfalls gilt.
Auch die Bürger haben eine Verantwortung — und zwar die, vorgebrachte Argumente zu prüfen, sich über die Konsequenzen ihrer Stimmabgabe vorher und nicht nachher Gedanken zu machen. Trau, schau, wem? Das ist in diesen Zeiten wichtiger denn je.