Meinung Warum eine royale Hochzeit wie eine Auszeit vom Leben ist

Düsseldorf. Wie viele Menschen werden wohl am vergangenen Samstag vor dem TV-Gerät gesessen und sich für einen Augenblick gewünscht haben, dass zu den europäischen Königshäusern doch, bitte schön, sofort auch noch ein deutsches gehören möge?

 Dieses vom Kensington-Palast zur Verfügung gestellte Bild zeigt eines der offiziellen Hochzeitsbilder von Prinz Harry (Mitte, 2. Reihe) und Herzogin Meghan (M).

Dieses vom Kensington-Palast zur Verfügung gestellte Bild zeigt eines der offiziellen Hochzeitsbilder von Prinz Harry (Mitte, 2. Reihe) und Herzogin Meghan (M).

Foto: Alexi Lubomirski

Düsseldorf. Wie viele Menschen werden wohl am vergangenen Samstag vor dem TV-Gerät gesessen und sich für einen Augenblick gewünscht haben, dass zu den europäischen Königshäusern doch, bitte schön, sofort auch noch ein deutsches gehören möge?

Die royale Hochzeit von Harry und Meghan war der personifizierte Hinweis darauf, was wir uns wünschen, aber so nie haben werden: ein sorgenfreies Leben mit legitimierter Versorgung durch die Staatskasse, tolle Kleider und Uniformen, schöne und reiche Gäste, eine opulente Feier — und das alles irgendwo zwischen Oberfläche und gegebener Zeit für die schönen Dinge des Lebens, weil genug von allem da ist, um die andere Seite galant ausblenden zu können. Auszeit vom Leben!

Ein Kommentar von Olaf Kupfer. Foto: Sergej Lepke

An der Traumhochzeit des uns seit seiner Geburt bekannten Prinzen Harry und der Hollywood-Schönheit Meghan Markle baut sich ganz offenbar ein Stück des Stolzes einer ganzen Nation auf.

Royal Wedding: Meghan und Harry sind verheiratet
29 Bilder

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Das kann gar nicht verwundern: Wie wichtig diese Lagerfeuer sind, um die sich so viele unterschiedliche Menschen kompromisslos versammeln können, an denen der Zusammenhalt einer Gemeinschaft wachsen oder auch neu entstehen kann, wird umso deutlicher, wenn man andererseits auf die Zerrissenheit in und zwischen den Ländern blickt — nicht nur in Europa.

In Großbritannien ist das gar nicht anders, weil nach dem Traum in Windsor am Dienstag der Albtraum zum Jahrestag des IS-Anschlags in der Arena von Manchester folgt: 23 Menschen starben durch eine Bombe. 72 Menschen kamen im Juni 2017 in einem brennenden Wohnturm bei der Grenfell-Brandkatastrophe um: Die öffentliche Untersuchung hat gerade erst begonnen. Und der Brexit treibt Großbritannien wie nichts anderes um, sein Ausgang wie seine Regelungen sind ungewisser denn je.

Der Stolz, der am Samstag durch die Mattscheibe zu spüren war, ist Ausnahme, nicht Dauerzustand. Und so ist er Kitt für eine Gesellschaft in Aufruhr.