Meinung Warum es so wichtig ist, auf Euro 6d-temp zu achten
Meinung | Düsseldorf · Die Abgas-Betrüger mit Stammsitz in Wolfsburg wollen in die Offensive kommen. Alte Diesel mit den Abgasnormen Euro 1 bis 4 werden gegen Rabatte zurückgenommen und verschrottet, heißt es bei Volkswagen.
Von welchem Hersteller der Wagen stammt, spielt keine Rolle. Das Angebot gilt bundesweit. Noch besser soll es jenen etwa 1,4 Millionen Autofahrern gehen, die im Großraum der 14 deutschen Städte mit besonders belasteter Luft leben.
Sie können ihre Diesel mit Euro 4 und Euro 5 zurückgeben und dürfen sich über Rabatte freuen, die es zusätzlich zum Restwert gibt. Ist doch alles prima, oder etwa nicht? Ja, in einigen Fällen schon. Wer sich ein neues Auto oder einen jungen Gebrauchtwagen leisten kann, sollte die Chance nutzen. Den meisten dürfte dafür aber das Geld fehlen. Sie möchten eine kostenfreie Hardware-Nachrüstung für ihre oft erst wenige Jahre alten Diesel-Pkw. Aber genau die wird es nicht geben. Die Hersteller wollen Autos verkaufen, nicht nachrüsten. Und die Politik erweist sich als unfähig, daran etwas zu ändern.
Dass sich trotzdem etwas bewegt, zeigt die jüngste Empfehlung des ökologisch orientierten Verkehrsclubs VCD. Erstmals seit drei Jahren raten die Experten wieder zum Kauf von Dieselautos. Und zwar mit Recht. Messungen im Betrieb auf der Straße zeigen, dass viele moderne Selbstzünder die strenge Abgasnorm Euro 6d-temp erfüllen. Wären solche Wagen schon in großer Zahl unterwegs, würden wir über Stickoxide und Fahrverbote nicht mehr reden. Umso schlimmer ist es, dass die Politik keine Auflagen für die Tauschaktionen macht. Euro 6d-temp ist bei Erstzulassungen erst ab September 2019 zwingend. So haben die Hersteller die Chance, mit werbewirksamen Rabatten neue, aber schmutzige Diesel loszuwerden.
Wer ein halbwegs umweltschonendes Fahrzeug sucht, muss also wachsam sein und auf Euro 6d-temp oder die noch strengere Norm Euro 6d achten. Neben dem Diesel gibt es Benziner, Hybride und Erdgasautos mit relativ geringem Schadstoffausstoß. Noch besser scheint der Kauf eines Elektroautos zu sein. Denn das fährt zwar ohne Emissionen, ist aber nur bedingt umweltfreundlich. Der Grund: Knapp 40 Prozent des Stroms werden in Deutschland aus Kohle hergestellt. Hinzu kommt, dass die Herstellung der Batterien für Elektrofahrzeuge sehr viel Energie verschlingt. Bevor ein solcher Wagen auf die Straße kommt, ist sein Rucksack mit CO2-Emissionen also schon gut gefüllt.
Trotzdem fährt die Zukunft elektrisch. Umweltfreundlich kann dieser Weg aber nur sein, wenn der Strom zum Fahren und die Herstellung der Batterien aus regenerativen Quellen kommt. Das wird dauern. Deshalb sind Verbrennungsmotoren längst noch nicht passé.