Meinung Wenn Vorbilder versagen
Drei Spiele Sperre für Leverkusens Trainer Roger Schmidt. Ist das angemessen? Nein, ist es nicht. Eine weitaus höhere Strafe, sechs Spiele zum Beispiel, hätte dem Geschehen besser entsprochen. Schmidt hat sich eben nicht wie ein Kind in der Trotzphase verhalten.
Seine Weigerung, den Innenraum auf Anweisung des Schiedsrichters zu verlassen, beweist eine unerträgliche Arroganz. Untermauert wird das durch die Gestik, mit der Schmidt Schiedsrichter Felix Zwayer an die Seitenlinie befehlen wollte. So geht ein Hundehalter mit seinem Vierbeiner um. Nach dem Schlusspfiff legte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler noch einen drauf, indem er dem Schiedsrichter vorwarf, der Bayer-Elf bewusst einen Elfmeter verweigert zu haben.
Offensichtlich ist es höchste Zeit, die Bundesliga-Akteure in Leverkusen und anderswo an ihre Vorbildfunktion zu erinnern. Sie reden von Respekt, Anstand und Fair Play, halten sich aber nicht daran. Die extrem gut bezahlten Profis im Fußballgeschäft auf und neben dem Platz tragen eine große Verantwortung, der sie immer weniger gewachsen sind. Welche Folgen das hat, lässt sich an jedem Wochenende im Amateurbereich beobachten. Dass Schiedsrichter oder Gegner aufs Übelste beleidigt werden, kennen wir schon lange. Neu ist die stetig steigende Zahl tätlicher Übergriffe. Das Missachten der gesellschaftlichen Spielregeln findet eine gefährliche Akzeptanz.
Typen mit Ecken und Kanten kommen gut an, auch beim Fußball. Jürgen Klopp zum Beispiel. Der Ex-Dortmund-Coach benimmt sich am Spielfeldrand regelmäßig daneben. Daran hat sein Wechsel nach Liverpool nichts geändert. Den Respekt gegenüber den Schiedsrichtern lässt er gerne vermissen. Insofern taugt auch Klopp nicht als Vorbild. Es gibt allerdings einen entscheidenden Unterschied zu Roger Schmidt: Klopp lebt zwar seine Emotionen aus, widersetzt sich aber keinen Regeln. Deshalb gilt Klopp auch vielen als Sympathieträger, Schmidt nicht.