Meinung Zur Forderung des Bauernverbands: Wetter ist immer — für alle

Bekommen Hotels an der Ostsee Staatshilfen, wenn der Sommer verregnet ist? Greift jemand den Skiverleihern in Bayern unter die Arme, wenn im Winter der Schnee ausbleibt? Wer unterstützt eigentlich die Binnenschifffahrt, die wegen der niedrigen Pegelstände eingeschränkt ist, oder die Stromproduzenten, die ihre Kraftwerke drosseln müssen?

Werner Kolhoff.

Foto: k r o h n f o t o . d e

Wetter ist immer und für alle. Nicht nur für die Landwirtschaft.

Der Bauernverband, der jetzt lautstark nach einer Milliarde (!) Euro ruft, muss sich angesichts einer solchen Summe schon ein paar Fragen gefallen lassen. Zum Beispiel auch die, ob wirklich alle gleichermaßen Not leiden. Im Süden Deutschlands grünt es aufs Schönste, dort hat es öfter geregnet. Die Weinlese verspricht ertragreich zu werden, so wie im Frühjahr auch der Spargel sehr gut gewachsen ist. Viehzüchter sind regional sehr unterschiedlich betroffen.

Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) fordert mit Recht, erst einmal die genaue Erntebilanz abzuwarten, ehe sie ein Bundesprogramm auflegt. Denn das Geld, schon jetzt bereit gestellt, wäre sofort weg, gleichmäßig verteilt an Bedürftige wie weniger Bedürftige, Nord wie Süd. Sowieso sind auch die Länder gefragt, die schon jetzt sehr gezielt helfen könnten, wenn sie wollten. Aber die geben lieber dem Bund den Schwarzen Peter. Das Ganze ist also auch ein Geschacher.

Außerdem darf man vom Bauernverband, wenn er denn schon in Sachen Wetter-Ausgleich bevorzugt behandelt werden will, Auskunft verlangen, was er denn gegen den Klimawandel vorschlägt, der der Grund für die Zunahme extremer Lagen ist. Bisher wehrt sich die Branche jedoch massiv gegen Veränderungen, ob beim Düngemitteleinsatz oder bei der Massentierhaltung. Der Beitrag der Agrarwirtschaft zur CO2-Minderung ist verschwindend gering. Das wird nicht so bleiben können.