Große Sperrung in Mönchengladbach Entschärfung verlief planmäßig
Um kurz vor 21 Uhr konnten die Menschen zurückkehren in ihre Häuser.
Um 20.40 Uhr gab es Entwarnung: Die Weltkriegsbombe, die am vergangenen Freitag in der Mönchengladbacher Innenstadt bei Bauarbeiten gefunden wurde, ist entschärft. Dirk Putzer und sein Kollege Wolfgang Wolf vom Kampfmittelräumdienst der Bezirksregierung Düsseldorf brauchten rund 35 Minuten, um die 250-Kilo-Bombe amerikanischer Bauart erst in die richtige Position zu bringen und dann den Zünder zu entschärfen. „Die Bombe stand bei 4,50 Meter Tiefe senkrecht im Boden mit der Spitze nach oben“, sagte Putzer. „Wir mussten sie etwas verlagern, damit wir an den Zünder kommen konnten.“ Für die eigentliche Entschärfung musste die Bombe auf der Seite liegen. „Es ist sehr gut gelaufen, das Team hat gut funktioniert“, sagte Putzer nach der Entschärfung. Die Bombe kam Abend noch in ein Zwischenlager, anschließend wird sie vernichtet.
Damit konnten viele Tausend Menschen am Abend wieder in ihre Wohnungen zurück. Am Nachmittag war die Innenstadt in Mönchengladbach in einem Radius von 300 Metern rund um den Fundort der Bombe an der Bismarckstraße, Ecke Steinmetzstraße, wie ausgestorben. Rund 12.500 Einwohner mussten nach Angaben der Stadt ihre Wohnungen verlassen und anderweitig unterkommen. Viele Geschäfte entlang der unteren Hindenburgstraße mussten schließen. In einem erweiterten Radius von 500 Metern rund um die Fundstelle durfte sich niemand mehr im Freien aufhalten. Polizei, Ordnungsamt und Sicherheitskräfte kontrollierten die betroffenen Häuser und klingelten an den Haustüren bis um kurz nach 20 Uhr. „Wir arbeiten mit dem größtmöglichen Sicherheitsstandard“, sagte Dirk Putzer vom Kampfmittelräumdienst am Nachmittag kurz vor Beginn der Evakuierung. „Die Bombe hat schließlich ein Gesamtgewicht von 250 Kilogramm, wovon die Hälfte TNT-Sprengstoff ist, der damals konstruiert wurde, um Menschenleben und Gebäude zu zerstören. Dann muss man für die Bevölkerung Sorge tragen, dass niemand zu Schaden kommt, falls es nicht so läuft wie es laufen soll.“
Bis zum frühen Abend lief die Evakuierung der Gladbacher City reibungslos. Laut Stadtsprecher Wolfgang Speen waren zu diesem Zeitpunkt bereits die beiden Altenheime geräumt. „Die Lage ist sehr entspannt, die Menschen sind ruhig und diszipliniert“, sagte Speen. Lediglich um kurz vor 20 Uhr mussten die Einsatzkräfte noch einige Anwohner aus der Sperrzone holen. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners schrieb im sozialen Netzwerk Facebook von Bürgern, „die sich – von einzelnen Ausnahmen abgesehen – sehr diszipliniert verhalten haben. Das war keine einfache Situation, die Mönchengladbach aber gut gemeistert hat.“
Offenbar hatten sich die meisten Anwohner anderweitige Unterkünfte gesucht als die von den Hilfskräften eingerichteten. An der Sammelstelle im Math.-Nat.-Gymnasium wurden am Abend 44 Personen betreut, an der Gesamtschule Neuwerk waren es 35. Auch das Minto blieb bis nach 20 Uhr geöffnet, um einen Unterschlupf für Anwohner der City zu bieten. Die Geschäfte waren dort bis 20 Uhr geöffnet, entlang der Hindenburgstraße abwärts war aber schon ab dem Nachmittag alles zu.
Auch der Hauptbahnhof war ab 18 Uhr nur noch eine Durchfahrtstation ohne Haltepunkt. Dort wussten allerdings nicht alle Bahnreisende von der Sperrung. Am frühen Abend versuchten Fahrgäste noch, auf die Bahnsteige zu kommen, obwohl die Züge schon nicht mehr hielten. Einige wenige Züge fielen komplett aus, wie die Bahn im Kurznachrichtendienst Twitter mitteilte.Die Nachricht von der Entschärfung verbreitete sich rasch: Schon wenige Minuten nach der Entwarnung gingen Hundehalter mit ihren Haustieren Gassi.