EN-Kreis. Netzwerk kämpft gegen Krankenhauskeime

EN-Kreis. · Der Kreis hat ein Auge darauf, dass der Informationsfluss zwischen den Einrichtungen stimmt.

 Regelmäßiges Desinfizieren der Hände ist ein guter Schutz gegen Keime.

Regelmäßiges Desinfizieren der Hände ist ein guter Schutz gegen Keime.

Foto: dpa

Im Schnitt infizieren sich 1,6 von 100 operierten Menschen mit Krankenhauskeimen - diese Zahl nennt die AOK in ihrem Gesundheitsreport. Grundlage für die Angabe sind Abrechnungsdaten aus Krankenhäusern aus 2017. Als Folge der Infektion können Atem- und Harnwegserkrankungen, Wundinfektionen oder Blutvergiftungen auftreten. Wie gefährlich der Verlauf ist, hängt stark vom Gesundheitszustand der Patienten ab. Da die Resistenz einiger Bakterien gegen Antibiotika besondere Probleme bereitet, kann es trotz medikamentöser Behandlung lebensgefährlich werden. Vorsicht und Vorsorge sind daher wichtige Wegbegleiter für Krankenhäuser und Behörden. Im Interview erläutert Amtsärztin Dr. Sabine Klinke-Rehbein, welchen Beitrag der Fachbereich Soziales und Gesundheit der Kreisverwaltung leistet.

Wann war der Zeitpunkt, an dem multiresistente Erreger deutlich stärker in den Blickpunkt des Gesundheitsamtes gerückt sind?

Klinke-Rehbein: Der wohl bekannteste Vertreter der multiresistenten Bakterien - der so genannte MRSA - hat ab Ende der 90er Jahre zunehmend an Bedeutung gewonnen. Heute haben wir eine Vielzahl von weiteren multiresistenten Erregern (MRE) im Fokus. Um sie zu bekämpfen, arbeiten im Ennepe-Ruhr-Kreis Mitglieder aus nahezu allen im Gesundheitswesen tätigen Berufsgruppen seit mehr als acht Jahren in einem von uns koordinierten Netzwerk zusammen.

Wer ist im Einsatz gegen die Keime besonders gefordert?

Klinke-Rehbein: Vor allem für die Krankenhäuser gilt es, den Erregern möglichst viele Steine in den Weg zu legen. Um Übertragungen auf andere Patienten zu verhindern, spielen unter anderem Hygiene und Informationen entscheidende Rollen. Im Blick haben müssen wir aber auch andere medizinische und pflegerische Einrichtungen. Denn auch in Arztpraxen oder Pflegeheimen können die Keime übertragen werden.

Welchen Beitrag kann hier das MRE-Netzwerk leisten?

Klinke-Rehbein: Die Beteiligten haben sich beispielsweise auf das einheitliche Erfassen von Fällen, Standards für das Behandeln von MRSA-Patienten und das Schulen des Personals verständigt. Direkt zu Beginn hatten wir zudem auf die bis dahin häufig mangelnde Informationsweitergabe zwischen Einrichtungen reagiert. Dies konnten wir mit einem MRE-Übergabebogen deutlich verbessern. Heute begleitet dieser Bogen Patienten, bei denen ein multiresistenter Erreger gefunden wurde. Zudem nutzen wir unsere Zusammenkünfte natürlich, um gute Projekte und Ideen vorzustellen sowie aktuelle Forschungsergebnisse zu diskutieren.

Als Schritt in die richtige Richtung werten Sie auch ein Qualitätssiegel, das gerade einen Neustart feiert.

Klinke-Rehbein: Richtig. Die Kriterien für das Siegel wurden an aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst. Die Vorgängerversion hatten acht Krankenhäuser im Ennepe-Ruhr-Kreis erhalten. Jetzt haben alle Akutkrankenhäuser ihr Interesse bekundet. Maßstäbe für die Vergabe sind unter anderem die Kontrolle auf MRSA-Keime bei der Aufnahme von Patienten und die genaue Dokumentation der Fälle, die Isolation von Betroffenen und besondere Verhaltensregeln für das Pflegepersonal sowie Schulungen für das Hygienepersonal und die Beschäftigten des Krankenhauses. Damals wie heute geht es darum, zu dokumentieren, dass Standards konsequent umgesetzt werden.

Einrichtungen, die Fragen rund um den Kampf gegen multiresistente Keime haben, können sich zudem jederzeit direkt an die Kreisverwaltung wenden.

Klinke-Rehbein: Ja, an mich sowie an Andrea Heeren und Diana Werk. Wir bieten sowohl Ärzten und Pflegepersonal als auch Patienten und Angehörigen telefonische Beratungen an. Dies gilt auch für Therapien von Patienten im häuslichen Wohnumfeld. Dies ist für die Betroffenen schließlich mit besonderen Herausforderungen verbunden.

Kontaktdaten: Andrea Heeren (Telefon 02302/92 22 23), Diana Werk (Telefon 02302/92 22 06), Sabine Klinke-Rehbein (Telefon 02336/93 24 68). Red