Verkehr 3 Was Krefeld von Karlsruhe lernen kann

Die Stadt im Süden gilt als fahrradfreundlichste Deutschlands.

Beim Ranking zur Fahrradfreundlichkeit deutscher Städte ist es ein bisschen so wie mit der Tabelle der dritten Liga. Um Karlsruhe zu finden, muss Krefeld weit nach vorne spähen. Beim Fahrradklimatest des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs landete Karlsruhe mit der Note 3,15 auf dem ersten Platz der mittelgroßen Städte. Krefeld gaben die Befragten nur eine 4,23.

Was machen die Karlsruher richtig und was kann Krefeld lernen? Ein Anruf im Süden.

Seine Stadt habe schon traditionell eine enge Bindung zum Rad, sagt Bernd Wnuck, Sprecher der Stadt Karlsruhe. Schließlich sei die Metropole die Heimat des Ur-Vaters des Fahrrads, Freiherr von Drais.

„Im Jahr 2005 hat der Gemeinderat daher einstimmig beschlossen, dass wir die Fahrradstadt Nummer eins in Süddeutschland werden wollen“, sagt Wnuck. Entscheidend sei dabei gewesen, dass sich die Stadt messbare Etappenziele gesetzt habe. Innerhalb von sieben Jahren sollte der Radver­kehrs­an­teil an allen Wegen von 16 auf 21 Prozent gesteigert werden. Mittlerweile sei man bei über 25 Prozent, auf einem guten Weg zur 30, sagt Wnuck.

Die gesteigerte Attraktivität des Radfahrens wurde offenbar vor allem durch eine gesteigerte Sichtbarkeit ermöglicht. Aufstellfelder für Radfahrer vor Ampeln sind deutlich in rot markiert, sagt Wnuck. Hinzu kommen Radschnellwege auch in der Stadt und die „konsequente Einrichtung sichtbarer Radfahrstreifen“.

Um die umweltfreundliche Fortbewegung im Alltag zu etablieren, richtete die Stadt Karlsruhe zudem ein Verleihsystem für Räder ein. „Die können überall im Stadtgebiet abgestellt werden“, sagt Wnuck. Ohne feste Verleihstationen ist das System besonders flexibel und bequem.

All das habe eine positive Dynamik ausgelöst, berichtet der Karlsruher Verwaltungsmann. Mittlerweile seien auch private Anbieter mit eigenen Verleihsystemen auf dem Markt.

Die konkreten Investitionen begleitete die Stadt zusätzlich mit entsprechender Öffentlichkeitsarbeit. Die Politik entschloss sich zu „offensiver Werbung“. Schließlich sei belegt, dass Verhal­tens­än­de­run­gen im Verkehr nicht nur durch die Verbes­se­rung der baulichen Infra­struk­tur, sondern maßgeblich durch die Verän­de­rung des Denkens erreicht werden können.