Kempen Die Technik-Zauberer vom „Café Wackelkontakt“

Kempen. · Das neue Reparaturcafé machte gleich an seinem Eröffnungstag viele Besitzer kaputter Elektrogeräte glücklich.

Carsten Severens (2. v. l.) wollte es nicht hinnehmen, dass alte Geräte einfach weggeworfen wurden – und gründete mit Ehrenamtlern das „Café Wackelkontakt“.

Foto: Norbert Prümen

Die Fernbedienung funktioniert nicht, der Staubsauger will das Kabel nicht aufrollen – es gibt jede Menge Tücken, die sich beim Gebrauch von elektrischen Geräten einschleichen können. Aber nicht jeder kann dem abhelfen. Also das defekte Teil wegwerfen? Nein, meint Carsten Severens.

Denn oft sind es ganz kleine Reparaturen, weiß der erfahrene Radio- und Fernsehtechniker. Daher kam er auf die Idee, eine Werkstatt für solche Kleinigkeiten anzubieten. Bei der Freiwilligenagentur und dem Quartiersentwickler im Hagelkreuz, Ingo Behr, lief er damit offene Türen ein – und hat ein Angebot geschaffen, das über Kempen hinaus schon am ersten Tag auf große Resonanz stieß. Aus dem Quartiersbüro am Concordienplatz wurde für drei Stunden das „Café Wackelkontakt”.

Selbst alte Röhrentechnik
können die Experten reparieren

Für Severens und Ulrich Buchholz gab es jede Menge zu tun. Ganz unterschiedlich waren die Geräte, die aus Tüten und Taschen zum Vorschein kamen. Etwas Besonderes war da sicherlich ein altes Radio der Marke „Philetta”. Das gute Teil sei wohl irgendwas zwischen 60 und 80 Jahre alt, vermutete der Besitzer. Tatsächlich konnte Severens aber bei diesem Schätzchen auch den Fehler finden: Ein Kontakt bei den Röhren funktioniert nicht. Dafür will er aber bis zum nächsten Café in zwei Wochen eine passende Röhre finden, versprach er.

Ganz modern war der nächste Fall: die Fernbedienung, die den Dienst versagt. Ganz einfach für den Techniker, denn er sah auf einen Blick, dass die Codierung zur Übertragung von Gerät und Fernseher nicht stimmte. Ebenso konnte er Simone Klakowski aus Tönisvorst helfen. Sie hatte in einer Tüte eine Playstation und Zubehör mitgebracht. Ihre Kinder sind zwölf und 15 Jahre alt, entsprechend häufig seien die Geräte in Gebrauch. „Irgendwann sind die immer kaputtgespielt”, sagte sie. Aber auch hier konnte Severens helfen. In einem Gerät waren einfach nur Verschleißteile abgebrochen.

Bei der Frage nach der Reparatur eines alten Fernsehgerätes konnte er zwar selbst nichts ausrichten, half aber mit Adressen von gleich drei Firmen im Umland weiter, die solche alten Stücke noch reparieren können.

Eine Schülerin kam mit ihrem Laptop, da sperrt sich der Bildschirm. Guter Tipp vom Fachmann war hier: entweder an einen externen Bildschirm anschließen oder versuchen, mit dem Hersteller auf dem Kulanzweg einen Umtausch zu erreichen. „Schreiben Sie doch einen netten Brief, dass sie Schülerin sind und nicht viel Geld haben. Da lassen sich viele erweichen”, so der gute Tipp.

Einzelne Besucher wollen
beim nächsten Mal helfen

Währenddessen wartete Wolfgang Brünner geduldig, bis Buchholz seinen Laptop neu konfiguriert hatte. Auch hier war der Fehler schnell gefunden, aber das Beheben dauerte seine Zeit. Machte aber nichts, denn irgendwie hatten alle rund um den großen Tisch ihren Spaß an der Sache. Jeder schaute interessiert zu, wie die Kaffeemaschine wieder zum Laufen kam oder schrieb sich schon einmal auf, wo man denn preiswert neue Akkus für Geräte bekommt.

Nicht nur die Fachleute waren gefragt, sondern auch die Besucher kamen schnell ins Gespräch. Da wurde dann mancher wertvolle Tipp ausgetauscht. Oder ein Besucher entpuppte sich als Nähmaschinenspezialist. Leider habe er zu den Terminen des Cafés eigentlich keine Zeit, aber er wird demnächst in Grefrath bei einer ähnlichen Werkstatt mitmachen. Und ein zweiter Besucher war so angetan von der Hilfe, dass er nun überlegt, demnächst mitzuhelfen.

Kein Wunder, dass sich Ingo Behr sehr zufrieden zeigte mit der Premiere des Cafés. Genauso wie Severens findet der Quartiersentwickler, dass es ganz im Sinne der Nachhaltigkeit ist, Geräte mit kleinen Fehlern zu reparieren anstatt sie wegzuwerfen. Denn es belastet nicht nur die Entsorgung die Umwelt: Auch angesichts immer knapper werdender Ressourcen ist es sinnvoll, eine Reparatur zu versuchen.