Neuss wird Gastgeber der Groß-Veranstaltung Hansetag: Stadt zahlt 1,5 Millionen Euro

Neuss. · Neuss ist 2022 Gastgeber des Hansetags. Die Stadt ist bereit, für die mehrtägige Veranstaltung tief in die Tasche zu greifen.

Auf die Historie der Hansestädte verweist der Ausschnitt aus dem Hamburger Stadtrecht zur Hanse.

Foto: Museum für Hamburgische Geschichte

Die Neusser Partnerstadt Pskow macht es 2019 vor. Dort findet dann der Hansetag statt. Die Begrifflichkeit ist etwas missverständlich, denn es handelt sich um eine mehrtägige Veranstaltung. In der Quirinus-Stadt wird man die Umsetzung in Russland genau beäugen. Denn 2022 finden in Neuss die Hansetage statt, der Termin steht mit dem 26. bis 29. Mai bereits. Jetzt geht’s an die Finanzierung. Rund 1,5 Millionen Euro sollen insgesamt – über mehrere Jahre verteilt – zur Vorbereitung im städtischen Etat bereitgestellt werden. Die Summe wird am Donnerstag in der Sitzung des Hauptausschusses für Gesprächsbedarf sorgen. CDU-Fraktionsvorsitzende Helga Koenemann kündigt bereits an: „Wir haben einige Nachfragen.“ Angesichts der Summe habe man in der Fraktion durchaus geschluckt. „Wir wollen natürlich wissen, was mit dem Geld genau gemacht werden soll.“ Und es stellt sich die Frage, was die Stadt von einer solchen Investition hat.

Als es darum ging, eine Durchfahrt der Tour de France im vergangenen Jahr mit 100 000 Euro aus dem Stadtsäckel zu ermöglichen, stemmte sich vor allem die CDU dagegen. Bürgermeister Reiner Breuer musste Sponsoren suchen, am Ende sorgte der Unternehmer David Zülow mit einer Runde Mitstreiter dafür, dass das Radsport-Spektakel durch Neuss rollte. Für die Hansetage soll die Stadt nun einen Betrag, der 15 Mal so hoch ist, als mögliche Verlustabdeckung bereitstellen.

Damit soll ein „Hansebüro“ unter Federführung von Neuss Marketing und in enger Abstimmung mit dem Bürgermeisteramt aus der Taufe gehoben werden, das die Organisation in die Hände nimmt. CDU-Politikerin Angelika Quiring-Perl, zugleich Mitglied der Hansekommission, betont, dass die Summe „nur die Ausgabenseite“ ist. „Wir werden auch Einnahmen haben“, betont sie. Unter anderem sollen Sponsoren beteiligt werden. Neuss Marketing soll mit der Hanse-Gesellschaft bei der heimischen Wirtschaft um Unterstützung werben. „Wir wollen die Ausgabenseite minimieren. Man muss aber so ehrlich sein und sagen: Keine Stadt geht mit einem Plus aus dem Hansetag heraus“, erklärt Quiring-Perl. Handel und Hotellerie würden jedoch profitieren, für die Stadt Neuss bedeute der Hansetag eine „riesige Werbewirksamkeit“.

Neuss war 1984 schon einmal Gastgeber der Hanstage

Auch SPD-Stadtverbandschef Sascha Karbowiak sieht das Geld „gut angelegt“. Er begrüßt ausdrücklich, dass Neuss zum zweiten Mal Gastgeber der Hansetage ist. Im Juni 1984 war dies schon einmal der Fall. Jürgen Sturm, Geschäftsführer von Neuss Marketing, betont die Größe der Veranstaltung. „Das ist ja nicht mit unserem regelmäßigen Hansefest zu vergleichen“, sagt er. „Wir erwarten rund 300 000 Besucher in der Stadt, es werden alleine etwa 2000 Delegierte aus anderen Hansestädten kommen.“ Die Besucher sollen nicht nur für ausgelastete Hotelbetten sorgen, sondern bringen auch Kaufkraft in die Stadt. „Der Hansetag ist vergleichbar mit einem großen Stadt-Jubiläum oder auch dem NRW-Tag“, meint Sturm.

Auf bis zu sieben Bühnen soll es Programm in der Innenstadt geben, es ist ein Mittelaltermarkt geplant, und auf dem Hansemarkt werden sollen sich rund 120 Hansestädte präsentieren. Außerdem sind eine Kulturmeile, ein Hafenfest, ein Streetfood-Festival und die Einbindung der Kulturinstitute geplant. Und der Hansetag in Neuss soll natürlich auch im Zeichen der Wirtschaft stehen.