Tierschutz 128 Feldhamster aus Nachzucht im Rheinland ausgewildert

Pulheim · Nicht nur der Wolf kehrt zurück. Auch der Feldhamster soll wieder heimisch werden. Lange Zeit wurde der Nager verfolgt. Jetzt sollen ihm Ackerflächen im Rheinland eine neue Heimat bieten.

Symbolbild

Foto: dpa/Uwe Anspach

Sie konnten gleich in künstlich angelegte Baue mit Stroh und Futter huschen: 128 Feldhamster aus einer Nachzucht sind am Mittwoch im rheinischen Pulheim ausgewildert worden. Dabei handelt es sich um eine Rettungsaktion für den in Nordrhein-Westfalen fast ausgestorbenen Feldhamster. Die kleinen Nager sollen eine stabile Population entwickeln, weitere Baue anlegen können und mit ihrem Nachwuchs neue Flächen besiedeln, wie das Landesumweltamt (Lanuv) am Mittwoch mitteilte. Das Projekt im Großraum Köln ist die erste amtliche Auswilderung von Hamstern durch eine Behörde in NRW.

Insbesondere seit den 1980er Jahren ist die Zahl der Feldhamster sehr stark zurückgegangen. Die anhaltend intensive Landwirtschaft habe fast zum totalen Verschwinden des Feldhamsters geführt, sagte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU): „Umso mehr freut es mich, dass die Landwirte hier in Pulheim sich aktiv an der Aussiedlung beteiligen und Flächen zur Verfügung stellen, um dem Feldhamster eine neue Chance zu geben.“ Der Feldhamster galt jahrzehntelang als landwirtschaftlicher Schädling und wurde gefangen. Heute ist er hingegen in der Europäischen Union streng geschützt.

Für das Projekt im Rheinland haben Landwirte insgesamt sieben Hektar Agrarflächen zur Verfügung gestellt. Für den Verzicht auf die Ernte erhalten sie Geld aus dem Vertragsnaturschutz. Die angebauten Ackerfrüchte werden in den nächsten fünf bis zehn Jahren letztlich nicht geerntet, um den possierlichen Tieren Futter und auch gute Deckung vor Fressfeinden zu bieten. Zum Schutz vor Füchsen, freilaufenden Hunden oder Wieseln wurde ein Elektrozaun gezogen. Außerdem sollen kleine Drahtgestelle über den Bauen Greifvögel abhalten.

Für die Nachzucht waren freilebende Tiere bei Zülpich gefangen worden, etwa 50 Kilometer entfernt von der neuen Heimat, wie Lanuv-Sprecher Wilhelm Deitermann berichtete. Die rötlich-braunen Nager mit schwarzer Unterseite kamen zur Vermehrung in das Lanuv-Artenschutzzentrum nach Metelen im Kreis Steinfurt. Die ausgewilderten Tiere dürften jetzt erst einmal damit beschäftigt sein, aus den jeweils ungefähr ein Meter tief in die Erde gebohrten Löchern mit zehn Zentimeter Durchmesser einen richtigen Bau zu machen.

Auf dem Speiseplan kann zunächst Gerste stehen, wie das Lanuv berichtete. Später kämen Hülsenfrüchten wie Erben und Bohnen hinzu - ganz nach einer normalen landwirtschaftlichen Fruchtfolge, wie sie auch auf anderen Äckern zu finden sei. Die Behörde geht davon aus, dass die 128 aus der Nachzucht stammenden Tiere auch ein Stück weit lernen müssen, sich ihr Futter im freien Feld zu „erarbeiten“.

(dpa)