Open Air-Kino „Vier Linden“ „The Black Jesus“ feierte Premiere
Düsseldorf · Für seine dritte Regiearbeit „A black Jesus“ drehte Luca Lucchesi im Heimatort seines Vaters auf Sizilien. Produzent und Mentor Wim Wenders ließ es sich nicht nehmen, zur NRW-Premiere nach Düsseldorf zu kommen.
(clhö) 3000 Kilo wiegt eine schwarze Jesus-Statue, die in feierlicher Prozession jedes Jahr am 3. Mai durch das sizilianische Örtchen Siculiana getragen wird. Eine große Ehre für die Männer, die das tonnenschwere Heiligtum für den Umzug auf ihre Schultern heben. Manche sagen, all die Sünden der Menschen im Ort hätten ihren Jesus schwarz gefärbt. Seine Knie sind längst blank geworden von den Berührungen der Gläubigen.
Wie viele Küstenorte Siziliens, erlebte auch Siculiana zum Höhepunkt der Flüchtlingskrise 2015 einen Ansturm von Migranten. Welten prallten aufeinander, angefeuert von Italiens damaligem Innenminister Matteo Salvini, einem Hardliner. Die Einwohner hatten Angst vor Überfremdung, sahen die Einwanderer als Eindringlinge. Kaum ein Einheimischer, der mit den Flüchtlingen mal ein Wort wechselte, bis der 19-jährige Edward aus Ghana an die Gemeinde mit der Bitte herantrat, beim nächsten Umzug Teil der Gruppe sein zu dürfen, die den schwarzen Jesus durch die Straßen trägt.
Für seinen dritten Film begleitete Luca Lucchesi die Entwicklungen in Siculiana mit seiner Kamera über mehrere Jahre hinweg. Seine Dokumentation ist politisch, aber nie wertend. Voller Empathie portraitiert er die Menschen, die dort leben. Lucchesi hat sein Handwerk bei Wim Wenders gelernt. Der begleite seinen ehemaligen Schüler zur NRW-Premiere im Open Air Kino „Vier Linden“ am Freitagabend. „Die besten muss man immer gehen lassen“, stellte Wenders im Publikumsgespräch fest. Der so Gelobte verriet daraufhin schmunzelnd: „Wim mischt sich gerne mal ein“. Damit spielte der junge Regisseur darauf an, dass sein Mentor auch Produzent des Films ist.
Gedreht wurde im untypischen Format des Cinemascope
„Vielleicht fragen Sie sich ja, was oben links zu sehen sein wird“, merkte Wenders mit einem Blick auf die Leinwand an. Der vorwitzige Ast einer der vier Linden, die dem Open Air Kino seinen Namen geben, reckte sich ins Bild. Tatsächlich fiel dies während der Vorführung gar nicht auf, denn Lucchesi hat „The Black Jesus“ im für Dokumentarfilme eher untypischen Format des Cinemascope gedreht. Das klassische Breitwandbild lässt oben und unten einen Rand auf der Leinwand.
Zur Premiere unter freiem Himmel kam auch Campino, der Lucchesi schon 2008 während der Dreharbeiten zu Wim Wenders‘ „Palmero Shooting“ in Düsseldorf kennen gelernt hat. Ebenfalls im Publikum saß Wolfgang Niedecken. Für Wenders war die Arbeit an der Dokumentation auch eine Familienangelegenheit, denn seine Nichte Hella Wenders zeichnet als Koautorin verantwortlich.