Zwei Wochen nach Wiedereröffnung Programmkinos starten erfolgreich

Düsseldorf · Die kleinen Filmtheater sind ordentlich ausgelastet. Besonders gut lief „Nomadland“.

Darsteller Frances Mc­Dormand im derzeit gefragten Film „Nomadland“.

Foto: dpa/Joshua James Richards

Vor gut zwei Wochen eröffneten die fünf Filmkunstkinos der Stadt ihre insgesamt sieben Säle. Damit waren sie fixer als einige Multiplex-Paläste. „Wir wollten alles relaxt angehen und erst ein bisschen üben“, erzählt Programmchef Kalle Somnitz: „Bestimmte Abläufe müssen sich nach der langen Schließung wieder einspielen.“

Kaum war der Betrieb aufgenommen, kam die große Hitze. Auch die Fußball-Europameisterschaft hielt so manchen vom Kinobesuch ab. „Es ist eben Hochsommer“, kommentiert Somnitz, „dass wir da keine Bäume ausreißen können, ist uns klar, das war in früheren Jahren auch nicht anders.“ Dennoch spricht er von einem recht ordentlichen Start und ist angetan von den Reaktionen des Publikums: „Die Leute haben sich wahnsinnig gefreut. Sie hatten aber auch hohe Erwartungen.“

Der Renner unter den
Filmen ist „Nomadland“

Die können seine Kinos erfüllen: „Während der Pause von sieben Monaten haben sich viele gute Filme aufgetürmt, die jetzt alle auf einmal zu sehen sind. Fast fürchte ich, sie werden sich gegenseitig kannibalisieren. Selbst der größte Fan geht im Sommer nicht mehrmals pro Woche ins Kino.“

Als Renner entpuppte sich „Nomadland“, für den Chloe Zhao den Regie-Oscar bekam. Auch „Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader und die Romanze „Frühling in Paris“ sind unter den Favoriten. „Wir werden diese Filme noch eine ganze Weile zeigen“, verspricht Somnitz. In den Kinos Cinema, Bambi, Metropol, Atelier im Savoy und Souterrain hat man sich für eine Platzvergabe im Schachbrettmuster entschlossen. Jeder zweite Sitz bleibt frei, andernfalls hätte man negative Tests verlangen müssen. „Dazu wollten wir die Leute nicht verdonnern“, sagt der Programmleiter: „Diese Abstandsregelung gefällt den Besuchern, kein Mensch möchte jetzt schon wieder auf Tuchfühlung sitzen.“

Das bei Corona eingeführt „Pantoffelkino“ als zusätzlicher virtueller Saal wird vorerst beibehalten: „Das Angebot ist gut gelaufen, momentan gehen die Zahlen natürlich wieder runter. Aber für uns bedeutet das Streaming eine Möglichkeit, den Filmstau abzubauen; kleine Filme wären sonst kaum noch unterzubringen.“ Eventuell entscheide man sich künftig öfter für die Variante „einmal im Kino, dann im Stream“, allerdings müssten dabei die Verleiher mitziehen. Und die Zuschauer natürlich auch.

Die Filmkunsttheater betreiben bis zum 21. Juli das „Vier Linden Open-Air“ im Südpark. Am Freitag ist dort auf großer Leinwand die italienische Dokumentation „A Black Jesus“ über Einwanderer in Sizilien zu sehen (OmU), Einlass ab 19 Uhr. Es gelten Maskenpflicht und die Regel „getestet, geimpft, genesen“. Als prominenter Gast wird Wim Wenders erwartet, Produzent des mit dem Max Ophüls-Preis 2021 ausgezeichneten Films. Regisseur Luca Lucchesi war einst sein Assistent bei „Palermo Shooting“, auch er besucht die Düsseldorfer Premiere.