Robert-Schumann-Klavierwettbewerb Obere Pianistenliga überzeugt mit Bravour und Charme

Düsseldorf · Leistungen aus der oberen Pianistenliga waren im jüngsten Konzert des Schumann-Klavierwettbewerbs zu erleben. Am Ende gab es die Uraufführung eines Werks von Manfred Trojahn.

Kerstin Tang begeisterte den Komponisten mit ihrer Interpretation von Prélude 10 „Moi qui marche sous la pluie fine“.

Foto: Tonhalle/Susanne Diesner

Wer in ein Finale kommt, hat sich schon mal hervorragend geschlagen. Und die auserkorenen Finalisten des Internationalen Robert-Schumann-Klavierwettbewerbs für junge Pianisten sind große Naturtalente. Die Teenager bewältigen die Profi-Literatur souverän und ohne triviale Schwächen. Bei Musikwettbewerben solchen Kalibers sind spieltechnische und musikalische Leistungen der oberen Liga häufig anzutreffen. Doch gibt es zwischen den Eleven feine Unterschiede.

Deutlich wurde das jetzt ganz besonders im Palais Wittgenstein beim Konzert der Finalisten des Schumannfests. Die hohen Anforderungen vertrackter Klavierkompositionen Robert Schumanns erfüllten sie alle, doch die Herangehensweisen an die Musik divergierten enorm. Die jüngste Finalistin, Wilhelmine Freytag (Altersgruppe A, bis 13 Jahre), spielte Schumanns „Drei Fantasiestücke“ op. 111 mit großer Energie in den raschen Passagen und mit Sinn für die liedartige Lyrik im mittleren Stück.

Eigensinniger ging Janick Cech ans Werk: Der Finalist der Altersgruppe B (14 bis 17 Jahre) spielte Schumanns „Papillons“ op. 2 mit großem Augenaufschlag und romantisierenden Gebärden. Das machte zunächst was her und fand gewiss auch Fans. Jedoch neigte der junge Mann dazu, sich in Details zu verlieben und dabei den roten Faden größerer Zusammenhänge zu verlieren. Manche Forte-Passagen gerieten etwas grob, Zartes gelegentlich zu flüchtig dahingetupft. Insgesamt wurde es aber eine farbige Interpretation mit persönlicher Note. Das besaß zumindest seinen eigenen Charme.

Neben all dem Schumann gab
es auch eine Uraufführung

Weniger extravagant, aber beeindruckend virtuos bewältigte Giorgio Lazzari (Altersgruppe C, 18 bis 20 Jahre) die sehr anspruchsvolle Sonate Nr. 3 f-Moll op. 14 mit Beinamen „Concert sans orchestre“. Fast leichtsinnig schnell begann er den ersten Satz und setzte sich damit ziemlich unter Zeitdruck. Doch er nahm alle Hürden mit Bravour – auch die Prestissimo-Steigerungen im Finalsatz. Poesie entfaltete sich in den „Bunten Blättern“ op. 99. Und die von Schumann auf hohe Brillanz polierte As-Dur-Etüde aus dem Zyklus op. 10 nach Paganini-Capricen beeindruckte mit jener Tastenakrobatik, der so typisch ist für Bravourstücke des frühen 19. Jahrhunderts.

Neben all dem Schumann gab es auch eine Uraufführung: Manfred Trojahn (geboren 1949) komponierte im Auftrag des Schumann-Wettbewerbs ein Werk namens Prélude 10 „Moi qui marche sous la pluie fine“ – gewissermaßen ein „Regentropfen-Prélude“. Das Stück klingt in seiner freien Tonalität etwas neuromantisch, stellenweise impressionistisch. Kerstin Tang (Altersgruppe B) stellte mit viel Einfühlungsvermögen und ohne zu übertreiben die Kontraste zwischen balsamischen Klängen und harten Akzenten im hohen Diskant heraus. Der anwesende Komponist zeigte sich hingerissen.