Ärztinnen aus St. Tönis geben Tipps Zwei Ärztinnen aus St. Tönis geben Tipps fürs Laufen ohne Schuhe

St Tönis · Die Ärztinnen Simone Langen und Sandra Köhler aus St. Tönis geben Tipps, damit das Gehen ohne Schuhe wirklich gut tut.

  Das Gehen ohne Schuhe spricht den gesamten Fuß an, Muskeln, Bänder, Gelenke und Nerven.

Das Gehen ohne Schuhe spricht den gesamten Fuß an, Muskeln, Bänder, Gelenke und Nerven.

Foto: dpa-tmn/Andreas Drouve

Der Sommer ist die Jahreszeit, in der den Füßen viel frische Luft gegönnt wird. Statt geschlossenen Schuhwerks und Stiefeln treten Sandalen, Flip-Flops und offene, luftige Schuhe in den Mittelpunkt. Aber es geht auch noch ganz anders – und zwar ohne Schuhe. Barfuß zu laufen, ist sehr gesund. „Wer keine expliziten Fußprobleme hat, der kann seinen Füßen mit Barfußlaufen wirklich Gutes tun“, sagt Simone Langen, Fachärztin für Allgemeinchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie im Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ) der Alexianer in Tönisvorst.

Das Gehen ohne Schuhe spricht den gesamten Fuß an, angefangen bei den Muskeln über die Bänder und die Gelenke bis zu den Nerven. „Beim Barfußlaufen erhält der Fuß viele Eindrücke, die er, verpackt in einem Schuh, nicht bekommt“, sagt Sandra Köhler, Oberärztin der Sektion Orthopädie im Alexianer Krankenhaus. Die Gelenke können sich aufrichten, die Nerven werden angesprochen und Muskeln sowie Bänder gestärkt. Beim Gehen ohne Schuhe werden sowohl das Quer- als auch das Längsgewölbe des Fußes trainiert. Füße nehmen einen Untergrund präzise wahr. Sie bemerken ein schiefes Auftreten und gleichen die Bewegung aus. Der Fuß muss gegensteuern. Es kommt zu einem anderen Abrollen, als dies in Schuhen der Fall ist.

Unterschiedliche Untergründe wirken auf den Fuß anregend

Barfußlaufen kann auch helfen, Fußproblemen wie Knick-, Senk- oder Spreizfuß und dem Fersensporn vorzubeugen. In Schuhen werden Muskeln kaum trainiert, Bänder und Sehnen bilden sich zurück. Barfußlaufen steuert dem entgegen. Besonders effektiv ist das Laufen im Sand. Köhler empfiehlt eine Wattwanderung. Das sei ein Traum mit nackten Füßen, sagt die Ärztin. „Natürlich haben wir hier die Nord- und Ostsee nicht vor der Tür, aber im Urlaub kann das Barfußlaufen prima gestartet werden. Zudem gibt es auch in unseren Regionen spezielle Barfußpfade mit unterschiedlichen Untergründen“, sagt Köhler.

Wobei unterschiedliche Untergründe auf den Fuß anregend wirken. Aber auch der eigene Garten, die Wiese und selbst die eigene Wohnung bieten sich zum Laufen ohne Schuhe an. Wobei in den eigenen vier Wänden oder dem Garten auch niemand Sorge haben muss, sich eine Scherbe oder etwas anderes einzutreten. Wer es nicht mag, seine Füße in der heimischen Umgebung in direkten Bodenkontakt zu bringen, der kann auch mit Socken durch die Wohnung gehen. Das tut den Füßen genauso gut. „Allerdings sollte auf Nylonsocken verzichtet werden, damit der Fuß atmen kann“, sagt Köhler.

Ganz wichtig ist ein langsames Starten, wenn die Schuhe weggelassen werden. Die Füße sind es nicht gewohnt, und „wer direkt mit zwei Stunden Barfußlaufen startet, der wird erstaunt sein, was das für einen Muskelkater geben kann“, sagt Langen. Füße sollten sich langsam an die neue Anstrengung gewöhnen.

Wer regelmäßig ohne Schuhe unterwegs, ist und das vielleicht sogar über längere Strecken, der entwickelt nicht nur ein anderes, sprich natürlicheres Laufbild, sondern in der Regel auch Schwielen an den Füßen. Es handelt sich um einen natürlichen Schutz. Wichtig ist hier, dass diese Hornhaut gepflegt wird. Risse sind schmerzhaft und können gar zu Entzündungen führen. „In Ländern, wo das Barfußlaufen üblich ist, haben die Menschen eine regelrechte schützende Schwielenschicht unter den Füßen“, berichtet Langen.

Neben Barfußlaufen, tut auch Greiftraining den Füßen gut

Wer nicht ohne Schuhe unterwegs sein möchte, aber dennoch das Gefühl von Barfußlaufen erleben möchte, kann auf Barfuß-Schuhe zurückgreifen. „Diese sollte man immer in Fachgeschäften kaufen. Sie müssen 100-prozentig sitzen, damit der Träger seinen Füßen damit wirklich etwas Gutes tun kann und der Schuss nicht nach hinten losgeht“, sagt Köhler.

Was Füßen neben Barfußlaufen ebenfalls gut tut, ist ein Greiftraining: Dafür einfach Tücher oder Murmeln mit den nackten Zehen greifen und hochheben. Generell gilt beim Schuhkauf: Sie müssen bequem sein, und es muss genügend Platz für den Fuß vorhanden sein. Mal für einen Abend in die Highheels schlüpfen schadet Füßen nicht, wenn sie danach wieder Zeit haben, sich zu erholen. Ein andauerndes Laufen auf solchen Schuhen sorgt indes für eine Verkürzung der Achillesferse.