„Wie, Sie schließen?“ Aldi verlässt Düsseldorfer Königsallee – Platz für spektakulären Neubau

Düsseldorf · Zehn Jahre nach der Eröffnung macht Aldi die Filiale an der Königsallee wieder zu. Hintergrund ist ein spektakuläres Neubauprojekt.

Aldi-Filiale vor dem Hochhaus an der Königsallee 106 in Düsseldorf: Nach der Fußball-EM wird das komplette Gebäude abgerissen.

Foto: Maximilian Nowroth

In der Aldi-Filiale an der Königsallee sieht es seit vergangener Woche Donnerstag deutlich anders aus als sonst: Nur eine Kasse war geöffnet, die Fläche für Aktionsware war komplett geräumt, viele Regale halb leer. Mehrere Mitarbeiter waren damit beschäftigt, Ware auszuräumen – und die immer gleiche Kundenfrage zu beantworten: „Wie, Sie schließen?“

Ja, nur zehn Jahre nach Eröffnung macht der Discounter seinen Kö-Supermarkt schon wieder zu. Nach dem Ladenschluss um 14 Uhr werde Aldi die Filiale „bis Ende des Monats räumen“, sagt eine Sprecherin. Gleichzeitig betont sie die „Attraktivität und die Bedeutung“ des Standorts an der Königsallee. Während Wettbewerber Lidl seine gegenüberliegende Filiale vor Kurzem aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen hat, will Aldi hier weiter machen – und das lange: Inklusive Optionen läuft der neue Vertrag dem Vernehmen nach über 30 Jahre. Vorher aber braucht es Raum und Zeit für eines der spektakulärsten Neubauprojekte der Stadt.

Der bisherige Turm soll dem Erdboden gleich gemacht werden

An der Königsallee 106 entsteht ab kommendem Jahr das Hochhaus „Kö-Tower“. Für 300 Millionen Euro wird ein mehr als 70 Meter hohes Gebäude gebaut – hauptsächlich für Büros, im Erdgeschoss aber soll es auch Platz für Gastronomie sowie einen Supermarkt geben. Und hier kommt wiederum Aldi ins Spiel.

Schild am Eingang von Aldi an der Kö: Bis Ende Juni wird der Discounter die Filiale räumen, bis zur Wiedereröffnung wird es Jahre dauern.

Foto: Maximilian Nowroth

Weil das bisherige Gebäude komplett abgerissen wird, schließe man die Filiale, heißt es von dem Discounter. Nach Abschluss des neuen Gebäudes wolle man dann „an gleicher Stelle in neuem Design eröffnen“. Die Terminplanung liege bei der Immobiliengesellschaft.

Der Zeitplan sieht zunächst vor, dass der bestehende Turm samt Sockel, in dem aktuell noch Aldi sitzt, dem Erdboden gleichgemacht wird. Das Abbruchunternehmen Laarakkers bereitet sich gerade auf die Entkernung des Gebäudes vor und muss dafür auch die Strom- und Wasserleitungen abklemmen – daher war die Bedingung für den Beginn der Bauarbeiten, dass Aldi schließt. Nun wird Laarakkers wertvolle Teile wie Lampen, Glastüren, Gipsplatten oder Notstromaggregate aus dem Gebäude holen und verkaufen.

Erst nach der Fußball-Europameisterschaft beginnt der „richtige“ Abriss, denn während der Euro darf keine Straße und kein Bürgersteig in der Innenstadt gesperrt werden. Wenn die Großveranstaltung vorbei ist, rücken die Abbruchbagger an. Der fast 50 Jahre alte Bestandsturm wird Stück für Stück auseinander gesägt und die Teile werden per Kran zu Boden gebracht. Bis Mitte 2025 könnte der Abbruch dauern, sagt Wiljan Laarakkers. Erst danach kann die Baugrube für den neuen Kö-Tower gegraben werden.

Entwickler des Kö-Tower ist Catella. Deren Chef in Düsseldorf ist Klaus Franken. Er hat einige Monate mit Aldi verhandelt. Der Discounter zieht im Neubau in den hinteren Teil des Gebäudes zur Seite Luisenstraße, was aber keinesfalls ein Nachteil ist, denn hier springt das Gebäude etwas nach vorne, so dass Aldi von Kunden, die von der Kö kommen, gleich zu sehen ist.

Franken rechnet damit, dass die Abrissarbeiten bis Mai 2025 laufen. Bereits jetzt sei Laarakkers in den oberen Etagen mit dem Rückbau beschäftigt. Das Düsseldorfer Architekturbüro RKW mache jetzt den Bauantrag für den Neubau fertig, der wegen des späteren Starts nun voraussichtlich Ende 2027 fertig wird.

RKW ist selbst potenzieller Ankermieter für zwei Sockelgeschosse und will mit rund 320 Mitarbeitern in den Neubau einziehen. Zuletzt gab es darum Querelen, Franken zog eine Ausstiegsklausel. Nun sei man in intensiven Gesprächen, sagt der Entwickler. RKW will sich dazu nicht äußern.