Durch die EEG-Novelle wird der Betrieb alter Photovoltaikanlagen finanziell weniger lukrativ. Was kann man tun? Alte Anlagen weiternutzen
DÜSSELDORF · Für Betreiber von Photovoltaikanlagen hat sich zum neuen Jahr einiges geändert. Ende 2020 ist die Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) durch die EEG-Novelle für die ersten Photovoltaikanlagen nach 20 Jahren Betrieb ausgelaufen.
Das bedeutet: Der Netzbetreiber muss bei diesen Anlagen nicht länger den Strom abnehmen. Anlagenbetreiber müssen sich also um einen neuen Abnehmer kümmern und auf die sogenannte sonstige Direktvermarktung umsteigen. Vor allem für Besitzer von Kleinanlagen kann das ein schwieriger Weg sein.
Immerhin müssen Anlagenbetreiber doch keine EEG-Umlage für den selbst verbrauchten Strom (bei maximal 30 Megawattstunden) zahlen. Der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW), Carsten Körnig, sagt: „Dies ist ein wichtiger Durchbruch für Prosumer [die also gleichzeitig produzieren und konsumieren, Anm. d. Red.] und erleichtert künftig beispielsweise den Betrieb von E-Autos und Wärmepumpen mit Ökostrom.“
Für Experten ist der Eigenverbrauch generell die wirtschaftlich sinnvollste Lösung bei Altanlagen. Gewinne werden dann mit der Photovoltaikanlage zwar nicht mehr erzielt. Aber die Betreiber machen sich von ihrem Netzbetreiber unabhängiger und reduzieren den teuren Strombezug. Immerhin ist seit dem Jahr 2000 der durchschnittliche Strompreis für Verbraucher von 13,97 Cent pro Kilowattstunde (kWh) auf 31,37 Cent in 2020 gestiegen. Wichtig: Für die Eigennutzung ist ein Zweirichtungszähler notwendig, der den Strom misst, der aus dem Netz und von der PV-Anlage kommt und den herkömmlichen Bezugszähler ersetzt. Bei einer wirtschaftlich abgeschriebenen Anlage fallen letztlich nur noch Ausgaben für den Betrieb wie Wartung, Reparaturen oder Reinigung an. Wer den kompletten Strom aus der PV-Anlage nutzen will, braucht einen Stromspeicher.
Die Kosten für einen kleinen Speicher mit sechs Kilowattstunden nutzbarer Speicherkapazität inklusive Leistungselektronik liegen aktuell zwischen 900 und 1900 Euro pro Kilowattstunde. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert beispielsweise über das Programm „270 Erneuerbare Energien – Standard“ die Anschaffung eines Batteriespeichers ab 1,03 Prozent effektivem Jahreszins. Der Vorteil für die Zukunft: Laut einer Studie der Bank of America sollen die Kosten für Speicher noch auf bis auf unter 250 US-Dollar (etwas mehr als 200 Euro) je Kilowattstunde im Jahr 2025 fallen.
Die Verbraucherzentrale rät in dem Zusammenhang: Bevor Betreiber eine Entscheidung darüber träfen, ob die Anlage weiterlaufen solle, sollten sie diese detailliert von einem Fachbetrieb checken lassen, um die mechanische und elektrische Sicherheit sowie die Leistungsfähigkeit der Photovoltaikanlage zu bewerten. „Betreiber von Photovoltaikanlagen sind für die Sicherheit und den Schutz vor Gefahren durch diese Anlage verantwortlich. Um im Schadensfall nicht für Versäumnisse belangt zu werden, muss eine Fachperson in bestimmten Zeitabständen dokumentieren, dass sie die Photovoltaikanlage kontrolliert und geprüft hat“, heißt es weiter.
Eine Alternative sei, alte Photovoltaikmodule zu recyceln und damit die darin verwendeten wertvollen Rohstoffe für den weiteren Einsatz wieder nutzbar zu machen oder gebrauchte Module aufzubereiten und Beschädigungen zu beseitigen. „Das kann gerade für Betreiber größerer Anlagen, die weiteres wirtschaftliches Interesse an der Stromeinspeisung haben und einen neuen Abnehmer suchen, eine Option sein.
In 90 Prozent der Fälle besteht keine Notwendigkeit, Module zu entsorgen. Fast jedes beschädigte Modul könne aufbereitet werden, um die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit wiederherzustellen. Damit werden Module für die weitere Nutzung neu zur Verfügung gestellt und die Lebenszyklen deutlich verlängert“, sagt Josef Gmeiner von Rinovasol. Das Unternehmen ist darauf spezialisiert, gebrauchte Solar- und Photovoltaikmodule aufzuarbeiten beziehungsweise bestmöglich zu recyceln und unterstützt Betreiber so dabei, ihre Anlagen langfristig wirtschaftlich sinnvoll aufzustellen – oder eben dafür zu sorgen, dass kein Müll bei der Entsorgung entsteht.